Bekenntnisse hege: „Ich weiß jetzt, daß wir miteinander beten können, denn wir glauben alle an einen Gott../' Ein fast gleichlautender Satz findet sich in der Dorf geschichte „Süden und Norden", auf die später noch eingegangen werden soll. Schmids Demokratieverständnis und seine politische Zukunftsvision erfahren mit den Wor ten, die der sterbende Kaiser Karl VII. an seinen Sohn richtet, beredten Ausdruck: „Sei ein milder Herrscher! Ehre Dein Volk, danke ihm für seine Liebe und Treue dadurch, daß Du es glücklich machst, ach, glücklicher, als es mir zu machen vergönnt war! Es werden neue Zeiten kommen; mach Dich bereit, diese neuen Zeiten zu erfassen! Stütze Dich auf's Volk, mein Sohn! Das ist verlässiger Boden..." Eindeutig drückt sich Schmid auch in dem reichlich phantastischen fünfbändigen Roman „Mütze und Krone" (Leipzig 1869) aus. Wohl aus begreiflichen Gründen heißt es dazu im Prolog: „Schatten selber kann die Kunst beleben / Und als wirklich zaubert sie herauf / Was sich nie und nirgends hat begeben!" Wie in „Mein Eden" und „Im Morgenroth" wird auch hier mit den Kräften der Reaktion um Freiheit und Recht gerungen. Der freisinnige Minister wird - als Repu blikaner verdächtigt - entlassen. Mit seiner Gefährtin wählt er den Weg in die Freiheit, die nach Amerika führt. Vom Bord des Schiffes grüßt er noch einmal die seinem Blick entschwindenden heimatlichen Ufer: „...lebe wohl, geliebtes, mit Schmerzen geliebtes Land! Wir gehören Dir nicht mehr, aber unsere Herzen werden nie aufhören, bei Dir zu sein! Sei glücklich, geliebte deutsche Heimat, so glücklich, als unsere kühnsten Träume nicht gedacht [...] die Zeit wird kommen [...] die Zeit der Freiheit, in der kein Zwiespalt mehr sein wird zwischen Fürst und Bürger, keine Feind schaft mehr zwischen Mütze und Krone!" Unter dem Leitgedanken „Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben" steht die geschichtliche Erzählung aus der Zeit des Kurfürsten Max II. Emanuel (1679-1726) „Die Mordweihnacht" oder „Der Jägerwirth von München" (München 1864). Es ist die gnadenlose Besatzungszeit Bayerns durch die kaiserlichen Truppen nach der verlorenen Schlacht bei Höchstädt und Blindheim am 13. August 1704, die zu jener verzweifelten Volkserhebung führte, die 1705106 in dem ^ausamen Gemetzel von Sendling und Aidenbach blutig endete. Das Buch ist, wie es im Nachwort heißt, dem Gedenken an jene Bürger Münchens von 1705 gewidmet, die für Bayerns Frei heit ihr Leben ließen. König Maximilian II. hatte Herman Schmid beauftragt, diesen Getreuen mit der Geschichte vom Jägerwirth ein Denkmal zu setzen. In das erste Regierungsjahr Max Emanuels hat Schmid seine Erzählung „Die Türken in München" verlegt. Sie erschien 1870 in der belletristischen Beilage zur Augsburger Abend zeitung „Der Sammler". Der Verfasser verbindet auch hier wieder Geschichte und Fabel in geschickter Weise. Die von Max Emanuel zur Anlage des sogenannten „Türkengrabens" eingesetzten türkischen Kriegsgefangenen, vor allem aber eine zum Christentum bekehrte schöne Türkin, sorgen nicht nur in der Stadt und in einer Münchner Bürgerfamilie für einige Unruhe, sondern stiften auch am kurfürstlichen Hofe Verwirrung. Die schöne Türkin bildet dabei das geeignete Medium, das bürger liche Milieu mit dem des kurfürstlichen Hofes im Handlungsablauf der Geschichte in Verbindung zu bringen. Indessen wird ein politisches Intrigen- und Ränkespiel um Kurfürst Max Emanuel in Gang gesetzt, das den jugendlichen und lebensfrohen Kur208
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2