nun in Trümmer gestürzt ist/' Daß „Im Morgenroth" unliebsames Aufsehen in katholi schen Kreisen erregt hatte, war wohl verständlich. Aufschluß darüber geben die fol genden Stellen aus zwei Briefen Herman Schmids vom 28. August bzw. vom 10. Oktober 1864 an seinen Freund Oskar Horn, der seit Juni 1864 der Redaktion der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" angehörte: „Ich höre durch Pustet mittelbar (mir selber sagte er derlei nicht), das in ultramontanen Lagern ein Zetergeschrei über die erwähnte Erzählung erhoben wurde. Vielleicht scheint es Ihnen, wenn Sie selber gelesen haben, zweckdienlich, wenn ich Ihnen bemerke, daß ich nicht nur im Großen und Ganzen, sondern sehr ins Detail der Geschichte treu geblieben bin und nur in der romantischen Verknüpfung mir einige Freiheiten erlaubte." Schmid beruft sich dann auf gewisse im „Reichsarchiv Conservatorium" noch vollständig vorliegende Akten von 1769. Weiter heißt es: „Auch über Stadlers Bestrebungen gegen die Akademie gibt selbst der jesuitenfreundliche Lipowsky (Max Joseph III.) durch Abdruck des Briefes Zeugnis, den Stadler an den kurfürstlichen Leibarzt schrieb." Gegen eine Rezension von „Im Morgenroth" in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" soll scheinbar interveniert worden sein, wie Schmid am 10. Oktober 1864 an Oskar Horn schreibt: „Wegen ,Im Morgenroth' haben sich, wie ich höre, die Aus sichten verdüstert. Sollte es wirklich so weit sein, daß die ,Allgemeine' es nicht mehr wagt, ein Kunstwerk zu besprechen, wenn sie dasselbe dessen würdig findet, bloß weil es der schwarzen Bande unangenehm sein kann? Das zu glauben, kann ich mich nimmermehr entschließen, und es wird wohl so sein, wie es bisher immer war - ein gewisser Einfluß weiß alles für mich Günstige zu hintertreiben und auch Ihre Freund schaft ist nicht im Stande, denselben zu neutralisieren: und dieser Einfluß ist ein literarischer..."^^ Im Mittelpunkt der 1875 in Leipzig erschienenen deutschen Kaisergeschichte aus Bayern, „Concordia" (5 Bände), steht Kurfürst Karl Albrecht. Nach dem Tode Kaiser Karls VI., der ohne männliche Nachkommen gestorben war, begann Karl Albrecht im Herbst 1741 den österreichischen Erbfolgekrieg, in dessen Verlauf Ober österreich besetzt wurde. Am 12. Februar 1742 wurde Karl Albrecht in Frankfurt als Karl VII. zum Kaiser gekrönt, starb aber bereits am 20. Jänner 1745. Die Schrecken der Pandurenzeit, die Bayern daraufhin durchstehen mußte, waren blutige Folgen des Bruderkrieges. Schmid entwirft in „Concordia" ein breit angelegtes Zeitbild dieser für Bayern so bewegten und leidvollen Epoche. Eine Fülle von historischem Material ist in die umfangreiche Kaisergeschichte miteingeflossen. Die ausführliche Behandlung zahlreicher Episoden im Rahmen der geschichtlichen Ereignisse verzögert allerdings den Ablauf der Geschehnisse, wodurch das Werk an mangelnder Geschlossenheit leidet. Schmid aber will mehr als nur geschichtliche Abläufe dichterisch gestalten; es geht ihm letztlich auch darum, seine persönlichen religiösen und politischen Ideale dem Leser nahezubringen. So antwortet die katholische Kordel ihrem evangelischen Bräutigam Pilgram auf die Frage, ob sie Bedenken wegen der Verschiedenheit ihrer ^ Bayerische Staatsbibliothek, Handschriften- und Inkunabelnabteilung Cod. germ. 6540. 207
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