OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

seine Knabenjahre auf dem Lande verlebt, hatte nach eigener Aussage, also früh schon, die bäuerliche Arbeitswelt kennengelerntund später während seiner Gerichts praxis genügend Einblicke in Denkweise, Sitte, Brauch und Lebensart des Landvol kes gewonnen. Das sollte nachmals dem Volksschriftsteller zum Vorteil gereichen. Seinen Erzählungen liegt stets etwas wirklich Erlebtes zugrunde: „Das Wirkliche darin ist für mich dasselbe, was in den historischen Erzählungen die Geschichte. Es gibt dem Grundgedanken den Entwurf und die Skizze, so daß fast nur übrig bleibt, das Bild ins Reine zu zeichnen, ihm Farbe zu geben und so ein Stück wahrhaften Lebens zu schildern."^^ Mit seinen Erzählungen aus Bayern und Tirol hat sich Schmid als zugkräftiger, volkstümlicher Schriftsteller erwiesen, der sich bei den Lesern äußerster Beliebtheit erfreute. Ländliche Volkstrachten werden von ihm liebe voll bis ins Detail beschrieben. Fest und Feier und das Theater im Dorf werden ebenso in bunten Farben geschildert wie Natur und Landschaft. Respektvoll geht er auf Äußerungen der Volksfrömmigkeit ein. Mit seinem Mißtrauen gegen Verstädterungstendenzen im ländlichen Raum hält er keineswegs zurück. Scharf konturiert sind die Charaktere, hart prallen die Gegensätze aneinander, doch schließlich kommt aber - von wenigen Ausnahmen abgesehen - doch wieder alles ins rechte Lot. Das Böse wird in dunkelsten Farben gemalt, um dem Guten umso mehr Leuchtkraft zu verleihen. Besonderen Anklang fand der Bauernroman aus dem oberbayerischen Gebirge „Das Schwalherl" (München 1864). Der Oberstkämmerer des Königs, Graf Pocci, ein vielseitig begabter Münch ner Dichter, Zeichner und Musiker der Spätromantik, hat zu dem ersten Kapitel des Romans ein Aquarell geschaffen, das er Schmid widmete, um ihm damit seinen Bei fall zum „Schwalherl" zu bekunden. Die Dramatisierung des Romans erlebte am 27. Oktober 1877 ihre Uraufführung am Gärtnerplatztheater. Eine Reihe weiterer Werke Herman Schmids verdienen hier genannt zu werden, so der Roman „Sankt Barthelma' (1868), die Dorfgeschichten „Aufg setzt", „Hund und Katz, „Ledige Kinder", „Die Goldsucher" und „Im Himmelmoos". Aber auch in andere Milieus verlegte Schmid manche seiner Novellen und Erzählungen, so „Die Unsterblichen", „Die Geschiedenen", „Der Vampyr", „Ein treuer Mann", „Das Münchener Kindl". Genannt seien noch „Die Venedi ger", „Der VSfichtel" und „Der lateinische Bauer". Bereits 1867-1869 war in Leipzig eine erste überarbeitete Auswahl von Schmids in der „Gartenlaube" bzw. in Jankes Romanzeitung, im „Sammler" und in anderen Zeitschriften erschienenen Erzählun gen herausgegeben worden. In zweiter Auflage brachte Ernst Keils Nachfolger in Leipzig Herman Schmids Prosawerke heraus. Die „Gesammelten Schriften" enthalten insgesamt 46 seiner Erzählungen und Novellen sowie die großen, mehrteiligen Romane. Wie als Dramatiker, so wählte Herman Schmid auch als Romanautor histo rische Stoffe aus der Geschichte Bayerns und Tirols. Jahre hindurch hatte er sich mit dem Vorhaben befaßt, die Geschichte Bayerns in einer fortlaufenden Reihe von Dra men, Erzählungen und Romanen dichterisch zu gestalten. Angeregt wurde er dazu von König Maximilian II., der sich mit ähnlichen Plänen befaßte. Von seinen ErzähEbenda. S. 507. 205

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2