OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

Während des ersten Wechsels herkömmlicher Redensarten hatte ich vollauf Zeit, mir meinen Mann zu betrachten. Schmid sieht einfach, beinahe schlicht aus, ist nicht groß und von untersetztem, man darf sagen, beleibtem Körperbau, und obwohl erst ein angehender Fünfziger, ist er doch bereits vollständig ergraut. Aber wie nahe am schneeigen Gipfel des Berges oft das herzerfrischendste Grün das Auge labt, so leuchtet auch aus dem jugendlich schönen Angesichte und Auge das reiche geistige Innenleben des Dichters, das die eisige Luft schwerer Sorgen nicht zu ersticken ver mochte."^® Als Erzähler hatte sich Herman Schmid zunächst nur schwer durchzusetzen vermocht, denn lange Zeit hindurch fanden seine Manuskripte keinen Verleger. Der erste war Eduard Höfer, der in den gemeinsam mit Hackländer herausgegebenen „Stuttgarter Hausblättern" ab 1855 Schmids Erzählungen„LZni7er/io//r, „Der Greis" und „Das Todtengesicht" veröffentlichte. Mit den frühen Erzählungen „Falkenstein", „Eigener Herd", „Mohrenfranzl" und „Die Huberbäurin" erschienen diese 1861 bei Rohsold in München unter dem Sammeltitel „Alte und Neue Geschichten aus Bayern". Durch die „Stuttgarter Hausblätter" war Ernst Keil auf Herman Schmid aufmerksam geworden. Er lud diesen daraufhin zur Mitarbeit an seinem Familienblatt „Die Gartenlaube" ein. Mit der ländlichen Kriminalgeschichte „Die Huberbäurin" wurde Schmid 1860 dem breiten Leserkreis der „Gartenlaube" bekannt. Damit war ihm der Durchbruch als Er zähler gelungen. So verdankt Schmid, wie er selbst einmal gestand, Namen und Popularität der „Gartenlaube". In der Folge erschienen in der „Gartenlaube" 1861 „Das Bombardement von Schärding" (Erlebnissen seines Vaters nacherzählt) und „Der Holzgraf" (eine oberbayerische Geschichte); 1862 „Blut um Blut"; 1863 „Almenrausch und Edelweiß" (Erzählung aus dem bayerischen Hochgebirge); 1864 „Der Kranz am Marterl"; 1865 „Der Dorfcaplan" und „Der bayerische Hiesel"; 1866 „Der Dommeister von Regensburg" (geschichtliche Erzählung); 1867 „Die Brautschau" (ein Bild aus den oberbayerischen Bergen) sowie „Der Habermeister" (ein „Volksbild"); 1868 „Süden und Norden" (eine baye rische Dorfgeschichte aus dem Jahr 1866); 1869 „Die Gasselbuben" (eine Geschichte aus den bayerischen Vorbergen); 1870 „Der Bergwirth" (eine Geschichte aus der Zeit des Eisenbahnbaues); 1871 „Die Z'widerwurzn"; 1873 „Der Loder"; 1874 „Die Geschichte vom Spötterl". Das illustrierte Familienblatt „Die Gartenlaube", von Ernst Keil in Leipzig gegründet, war am 1. Jänner 1853 erstmals als Beilage zum „Illustrierten Dorfbarbier" erschienen. In der Ankündigung der Herausgeber hieß es u. a.: „Ein Blatt soll's werden fürs Haus und für die Familie, ein Buch für Groß und Klein, für Jeden, dem ein warmes Herz an den Rippen pocht, der noch Lust hat am Guten und Edlen! Fern von aller raisonnierenden Politik und allem Meinungsstreit in Religions- und anderen Sachen, wollen wir Euch in wahrhaftig guten Erzählungen einführen in die Geschichte des Menschenherzens und der Völker, in die Kämpfe menschlicher Leidenschaften und vergangener Zeiten."^^ Dem Zuge der damaligen Zeit folgend, sollten auch naturwisEbenda. S. 506. Zitat aus: Kulturkampf in der Gartenlaube. Das Blatt für höhere Töchter war nicht nur idyllisch. Von Hans Gerd Rötzer. In: Rheinischer Merkur. Nr. 33 v. 16. August 1963. S. 13. 203

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