OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

lichkeit entgegenbringen, denn ganz eigentümlich hat mich das Buch ergriffen, in welches Du den reichen Schatz Deiner Erfahrungen, Deines Seelenlebens, Deines Wissens in das Gewand schönster und tiefster Poesie gekleidet hast. Aus dem Pagen kleid des jungen Garzun, aus der Rüstung des Ritters, aus dem Pilgerkleide des Heim kehrenden, aus dem glücklich befriedigten, weichen Vater seiner Lieben hat mich mein lieber, alter ,Camoes', wie er vor meiner Seele steht, angeblickt. Daß Du mit selte ner Meisterschaft verstehst, uns mit wenig Zeilen in neue Situationen einzuführen, ist allbekannt. Hier kam Dir die schöne Seite Deines Talentes sehr zustatten."^^ Die Urteile über „Winland"lauteten unterschiedlich. Schmid soll sich von seinem Epos ein nachhaltiges Echo erwartet haben, mußte sich dann aber enttäuscht sehen. 7. Der Volksschriftsteller Mit seiner Ehefrau Wilhelmine geb. Reischl sowie mit deren Mutter und der Ziehtochter Johanna von Wagner bewohnte Herman Schmid seit 1854 ein schlich tes, aber behagliches Heim in Giesing, das damals noch am äußersten südöstlichen Rande von München gelegen war. Ein verträumter, mit Bäumen bestandener Garten rings um das Haus in der Tegernseer Landstraße 18 (später 98) war von Frau Wilhel mine angelegt worden, um ihrem Gatten eine seiner Naturliebe entsprechende Umgebung zu schaffen. Von den Fenstern des Hauses öffnete sich dem Blick des Dichters damals noch die Aussicht auf die bayerische Alpenkette. Schmids Arbeits zimmerlag in der Mansardedes Hausesundwardahernichtaufwendigausgestattet, zumal Stehpult, Lehnsessel, Schreibtisch und Bücherschränke nebst einem kleinen Ofen den Raum ausfüllten. Hier entstanden Schmids zahlreiche Erzählungen und seine Romane, an denen er schon in den frühen Morgenstunden arbeitete, wenn er nicht im Sommer seinen Arbeitsplatz in den Garten verlegt hatte. Ein Besucher hat uns im Familienblatt „Die Gartenlaube" über seine im Hause Schmid gewonnenen Eindrücke berichtet. Ihm danken wir eine ausführliche Schilde rung des Dichterheimes, das nun längst einer Tankstelle gewichen ist; auch vom ein stigen Gartenidyll ist keine Spur mehr zu sehen. „Vor mir stand ein einfaches, ein stöckiges Gebäude mit einem Frontgiebel, durch nichts ausgezeichnet, nur von allen Seiten mit Weinreben und Efeu so reichlich überzogen, daß kaum die Fenster daraus hervorzuschauen vermögen, und durch die Spalten der Gartenumzäunung winkten Buschwerk und Blumen."^^ Im weiteren wird uns die Begegnung mit Herman Schmid geschildert: „Ich klingelte und wurde von einem dienstbaren Geiste empfangen, der mich ohne viele Umstände durch die saubere, aber prunklose Hausflur in den Giebel stock des Hauses geleitete, wo ich von dem Herrn desselben mit offenbarer und, wie mir schien, nicht eben angenehmer Überraschung begrüßt wurde. Der Zufall war mir günstig gewesen und hatte mich unmittelbar in das Arbeitszimmer Schmids geführt. Zitiert aus „Hermann von Schmid. Ein Gedenkblatt zum 100. Geburtstag am 31. März 1915." Von Dr. K.(arl) Fuchs. In; Beilage der Linzer Tages-Post Nr. 79. 51. Jahrgang. Samstag 27. März 1915. In: Die Gartenlaube. Illustriertes Familienblatt. Jahrgang 1867. Nr. 32. Hgb. Ernst Keil. „Ein Erzähler der Gartenlaube". S. 506-509 (nicht gezeichnet, Bild). 202

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