OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

Satz „Das soll es sein" ausklang, während sich am Bühnenhorizont beginnende Mor genröte zeigte und sich der Vorhang langsam senkte^^. Wozu sich Schmid in seinem Prolog bekennt, das soll später auch in seiner Novelle „Süden und Norden" ausgespro chen werden. Die Wirksamkeit als Dramaturg bzw. als künstlerischer Leiter des Volks theaters am Gärtnerplatz entsprach zunächst einem Herzenswunsch Herman Schmids. Den Querelen und Intrigen des Theaterbetriebes blieb er allerdings auf län gere Zeit nicht gewachsen. Er war auch mit seinen eigenen literarischen Arbeiten zu sehr befaßt, um sich mit der zeitgenössischen Bühnenliteratur gründlich ausein anderzusetzen. Man wird ihm aber einen gewissen Spürsinn für zugkräftiges Volks theater nicht absprechen können. So wurde bereits zwei Monate nach der Wiener Uraufführung Anzengrubers „Der Pfarrer von Kirchfeld" am Gärtnerplatz gebracht. Herman Schmids Ablösung von der künstlerischen Direktion erfolgte durch könig lichen Erlaß vom 29. März 1872 auf eine überaus taktvolle Weise, wie sie dem edel mütigen Charakter eines Monarchen entsprach: „Es war schon immer Mein Wunsch, dem bisherigen artistischen Direktor des Volkstheaters, Dr. Herman Schmid, die für die Fortsetzung seiner schriftstellerischen Arbeiten nothwendige Muße wieder zu verschaffen, und ergreife Ich jetzt die Gelegenheit, den Genannten unter wohlgefälli ger Anerkennung seines umsichtigen und sehr ersprießlichen Wirkens als artisti schen Direktor dieser Funktion zu entheben."^^ Mag auch das Urteil der Zeitgenossen wie späterer Kritiker über den Bühnen schriftsteller und Theaterleiter Schmid geteilt sein, so können ihm doch gewisse Ver dienste um das Münchner Theaterleben nicht abgesprochen werden. Henrik Ibsen hatte Schmid als literarische Persönlichkeit geschätzt, zumal er ihm seine deutschen Ausgaben von „Stützen der Gesellschaft" und „Die Herrin von Oestrot" mit folgen den Worten widmete: „Dem Dichter Herman von Schmid mit Verehrung zugeeignet. Henrik Ibsen."^^ Wilhelm Kosch bezeichnet Herman von Schmid als „freisinnigen Lands mann" von Ludwig Anzengruber. Er sieht in dem „von Oberösterreich nach Mün chen übersiedelten" Schmid einen Schriftsteller, der unmittelbar an die aufgeklärte Literatur und Wissenschaft der Ära Montgelas anknüpft. So drängt sich ihm ein Vergleich mit dem jungen Anzengruber auf, der ebenfalls ein Feind Roms und Libe raler war^^. An abfälligen Bemerkungen über Schmid und seine Gefährten im Kreise um König Maximilian II. hat es nicht gefehlt, wie man einem an Friedrich Hebbel aus München gerichteten Brief des Publizisten Julius Lang vom 19. September 1860 ent nehmen kann: „Das Feld, das die ,Heroen der königlichen Tafelrunde' um Max II. bebauen und pflegen sollten, liegt brach und verödet. Es scheint, daß sämtliche Her ren zur Einsicht gekommen sind, als Bühnendichter zu abdiciren [...]. H. Schmid verEbenda. S. 50. Trost. S. 102. Anm. 2. Bayerische Staatsbibliothek. Handschriftenabteilung. L. impr. c.n.mss 192 und 193. Kosch: wie Anm. 13. 198

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