5. Bühnenschriftsteller Am empfindlichsten litt Schmid in den fünfziger Jahren unter seiner Entlas sung aus der Hoftheaterdramaturgie, hatte er doch das erste Jahrzehnt seiner schrift stellerischen Tätigkeit ausschließlich dramatischen Arbeiten gewidmet, sieht man von seinen Prologen und Gelegenheitsgedichten ab. Nach achtjähriger Pause gelangte am 3. November 1857 wieder ein Bühnen werk Herman Schmids am Hoftheater zur Uraufführung: die Tragödie „Columbus"^'^. Wenngleich das Stück empfindliche Schwächen aufwies, wurde es u. a. auch in Leip zig, Breslau, Altona, Hamburg und Stuttgart gegeben. Eine 1875 erfolgte und bei J. F. Weber in Leipzig erschienene Umarbeitung des „Columhus" konnte dessen Mängel auch nicht beheben, „da der Poet zwischen idealen Coulisseneffekten und plattem Naturalismus keine kunstvollendete Mitte fand"^°. Im Sommer 1857 war Schmid ein von der Mannheimer Tonhalle ausgesetzter Preis für das Libretto zur Oper „Lkbeszugesprochen worden. Zur Siebenhundertjahrfeier der Stadt München erschien dann 1858 das heitere Schauspiel „Fürst und Stadt", das von Kurfürst Ferdinand Marias Ablehnung der deutschen Kaiserkrone handelt. Nachmals überarbeitet, ging das Stück unter dem Titel „Münchener Kindin", mit viel Beifall bedacht, noch häufig über die Bühne des Gärtnertheaters. Die Tragödie „Thassilo", die der Autor zu einem Wettbewerb eingereicht hatte, wurde 1859 am Hoftheater aufgeführt. An einem ersten Preisausschreiben für dramatische Dichtungen aus der Geschichte Bayerns hatte sich Schmid mit seinem Schauspiel in fünf Akten und einem Vorspiel „Maximi lian" beteiligt Es wurde am 19. März 1861 am königlichen Hof- und Nationaltheater uraufgeführt, trug dem Verfasser aber keinen Erfolg ein^l Das Werk hat Bayerns Kur fürsten Maximilian zum Titelhelden und handelt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Schmids fünfaktiges Lustspiel „Don Quichotte" hingegen fand am 14. Mai 1861 beim Publikum des Hoftheaters Gefallen, „wenn auch die wohl etwas zu kom plizierte Intrigue" die Wirkung beeinträchtigt haben solP^. Von der Kritik wurde das Lustspiel allerdings weniger freundlich aufgenommen^^. Das romantische Lustspiel „Theuerdank", in Berlin uraufgeführt, fand 1863 auch in München beim Publikum freundliche Aufnahme. Nicht unwidersprochen blieb jedoch 1865 das Trauerspiel „Ludwig im Bart". Der realistische Grundton des Dramas dürfte vom Publikum als störend empfunden worden sein. Mit Ernst Possart in der Rolle des Cromwell ging am 8. Jänner 1876 „Rose und Distel" am königlichen Residenztheater in Szene. Cromwells Tochter bewegt ihren Vater, die ihm angebotene Krone abzulehnen. In der Zwischenzeit war allerdings noch eine weitere Reihe von Bühnen werken entstanden und mit unterschiedlichem Erfolg inszeniert worden. Besonderen Über die Aufführung berichtet Julius Grosse in Nr. 266 der Neuen Münchener Zeitung 185 7. (Lt. Deut sche Biographie S. 665.) Deutsche Biographie, S. 665. Siehe dazu: Münchener Tages-Anzeiger 1861.10. Jahrgang. Nr. 78. Trost: S. 96. Anm. 1. Dazu: Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung von Sonnabend, 18. Mai 1861. Nr. 119. 192
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