OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

Fiel ich zuerst den Würmern heim und Motten, Wie ständest Du so wehrlos und allein! Wie bräche da der Haß auf Dich herein! Wie würden die entsetzlich frommen Rotten Dich hämisch drängen, hoshaft Dich verspotten Und Dich dafür bestrafen, weil Du mein}^ Herman Schmid hat nochmals auch die Irrungen und Wirrungen seiner jun gen Jahre in dem Gedicht „Peccavi"^^ [Ich habe gesündigt, Anm. d. Verf.] beklagt. Das Gedicht schließt allerdings im Anklang an die Bibel mit der Aufforderung: „Wer selbst ohne Sünde, der werfe den ersten Stein..." Für Herman Schmid waren es harte Jahre, die er nach seiner Zwangspensio nierung durchzustehen hatte. Sie wurden jedoch für ihn zu einer Zeit der Läuterung und inneren Reife. In den frühen Morgenstunden schon begann er zu schreiben, da er während des Tages im Anwaltsbüro beschäftigt war. Zunächst arbeitete er an der Gesamtausgabe seiner bisher vollendeten Dramen „Camoes", „Bretislav", „Raphael", „Christoph der Kämpfer" und „Straßburg". In zwei Bänden erschienen diese von Hoff mann verlegten Dramen 1853 bei der Arnoldschen Buchhandlung in Leipzig. Eine erste Ausgabe seiner beiden Trauerspiele „Camoes" und „Bretislav" hatte er bereits 1847 König Ludwig 1. gewidmet. Als bereits bekannter Schriftsteller gestand er nachmals einem Besucher: „[...] ich bin nicht der Einzige, den die achtundvierziger Fluth geho ben und seitab geführt hat. - Man hat mich aus meiner richterlichen Carriere heraus gerissen und mich im besten kräftigsten Mannesalter in den Ruhestand versetzt, aber ich ließ darum die Flügel nicht hängen, sondern gedachte die unfreiwillig erlangte Muße zu nützen, und so ist, was vielleicht arg gemeint war, mir doch zum Guten geworden. Jeder Mensch hat seine Sturm- und Drangperiode, die meinige hat mich Besonnenheit und Arbeiten gelehrt."^® Als dann Dr. Schmid als Conzipient zu Hofrat Dr. Henle hinübergewechselt hatte, änderte sich die materielle Lage zu seinem Vor teil, zumal er großzügiger entlohnt und überdies nur halbtags beansprucht wurde. Dies förderte daher auch seine schriftstellerische Arbeit, sodaß in diesen Jahren eine Reihe von weiteren Bühnenwerken entstehen konnte. Das vollständige Gedicht findet sich in: „Nachgelassene Gedichte", Signatur Cgm 7193/1 in der Hand schriften- und Inkunabelnabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München. (Es handelt sich um die 2., 3. und 4. Strophe.) Ebenda. Ein Erzähler der Gartenlaube. In: In die Gartenlaube. Illustriertes Familienblatt. Jahrgang 1867. Nr. 32. Hgb. Ernst Keil. S. 506-509. Zitat S. 507. 191

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