OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

schmerzlichsten berührte, war, daß ihm auch seine dramaturgische Stellung am Hof theater entzogen wurde/'^"* Die dem zwangsweisen Frühpensionisten gewährten Ruhestandsbezüge fielen entsprechend kärglich aus. In eine Existenzkrise geraten, suchte Dr. Schmidein Tätigkeitsfeldals Korrespondentund Berichterstatterbei der Allgemeinen Zeitung in Augsburg. In seinem Bewerbungsschreiben, vom 11. November 1850 datiert, heißt es u. a.: „... nach polizeilicher Ausweisung des Dr. A. Budäus ist die Redaktion dem Vernehmen nach in der Lage, für denselben einen anderen Korrespondenten und namentlich einen Berichterstatter über die Kammer verhandlungen anzunehmen [...]. Endlich bin ich seit meiner Quieszierung, die wegen meiner nach deutschkatholischen Grundsätzen eingegangenen zweiten Ehe erfolgte, vollkommen Herr meiner Zeit, so daß ich in meinem Alter von 34 Jahren eine Beschäftigung wie die fragliche mit Freuden willkommen heißen würde."^^ Im Wei teren verweist Dr. Schmid darauf, daß er den „praktischen Concurs" [die für den juri dischen Dienst vorgeschriebene Staatsprüfung, Anm. d. Verf.] 1839 mit Auszeich nung bestanden habe und über entsprechende juridische Erfahrung verfüge. Er biete überdies auf Grund seiner literarischen Tätigkeit die stilistischen Voraussetzungen für eine Mitarbeit. Vergeblich bemüht er sich zudem um seine Rehabilitierung als Richter und um Wiederaufnahme in den dramaturgischen Beirat des Hoftheaters. Selbst eine an König Max II. gerichtete Bittschrift konnte die Zwangspensionierung und Entlassung aus der Dramaturgie nicht mehr rückgängig machen. So sah sich Dr. Schmid ge nötigt, gegen spärlich bemessenes Tagegeld bei einem Rechtsanwalt als Konzipist zu arbeiten. Das Scheitern der ersten Ehe des Gemaßregelten und die gesellschaftliche Achtung, die dessen zweite Gattin erfahren mußte, schildern die zweite, dritte und vierte Strophe des Gedichtes „Gemeinsamer Tod". Mehr als ein sachlicher Bericht kennzeichnen sie die Seelenlage ihres Verfassers: In dumpfen Banden lag ich angekettet, Um Dich zersprengt ich sie mit starker Hand, Und aus dem Aufruhr, der um mich entbrannt, Hab' ich Dich mir wie einen Hort gerettet. Und das Asyl, das uns geheim gekettet. Gefeit mit ernsten Opfern und gebannt. Du hast Dein Dasein ganz auf mich gegründet. Hast mutig dem Verläumdeten vertraut: Verboten ist Dir, des Gebannten Braut, VJas sonst die Welt gesellig hold verbündet. Und über Dir, als Deine Welt sich ründet Die stille Hütte, die wir uns erbaut. Allgemeine Deutsche Biographie. S. 665. Der Brief findet sich in der Cgm 7193/5 signierten Mappe „Varia Hermann von Schmid betr.; Neue Autograph." in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München. 190

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