werden; der für die Aufführung des „Egmont" vorgesehene Festprolog war wegen darin enthaltener „Anzüglichkeiten" zensuriert worden. Im letzten Augenblick hatte man ihn durch ein billiges Machwerk ersetzt, um die festliche Note des Theater abends zu wahren. In Wien war zwar am 28. August „Tasso" aufgeführt worden, doch zu einer besonderen Feierstunde hatte man keine Veranlassung gesehen. Auch Adalbert Stifter, Hauptschriftleiter der „Linzer Zeitung" und Redakteur des „Wiener Boten", scheint keinerlei Veranlassung gesehen zu haben, dem hundertsten Geburts tag Goethes einen Artikel aus seiner Feder zu widmen. In Goethes Geburtsstadt gar war es am 27. Augustzu turbulentenProtestkundgebungengekommen,als sich der Theaterchor vor dem Goethehaus zu einem Ständchen eingefunden hatte. „Nieder mit dem Fürstenknecht, nieder mit dem Erzaristokraten!", so schrien die protestieren den Demonstranten. Ähnliche Unmutsäußerungen wiederholten sich am Abend des 28. August vor dem Frankfurter Goethedenkmal, wo es sogar zu einer Prügelei mit der Polizei und zu einem Zusammenstoß mit dem Militär kam. Sieht man von Weimar ab, so verliefen sowohl in Berlin wie in den anderen großen Städten die Feiern zu Goethes hundertstem Geburtstag weniger glanzvoll, als man es hätte erwarten dürfen. Die Stimmung nach den Enttäuschungen des Jahres 1848 war wohl kaum dazu angetan, ein literarisches Jubiläum festlich zu begehen^®. Herman Schmid hingegen ließ sich von der gedrückten Stimmung unter den Liberalen nicht entmutigen. Schwärmerisches Pathos und idealistische Begeisterung verraten die Kernsätze seiner Festrede beim ersten Stiftungsfest des „Vereines für deutsche Dichtkunst" am 26. September 1849: „In der Mitte des weiten drohenden und stürmischen Meeres, welches das Leben genannt wird, mitten in Klippen, umtost von der Brandung, liegt, von vielen ungeahnt, eine glückliche Zauberinsel. Da herrscht das Glück in unumwölkter Reinheit; da ist alles edel und erhaben, das Nied rigste verklärt sich - alle schönen Hoffnungen und Träume des Menschengeistes haben hier Gestalt gewonnen, und über den Glücklichen, deren Nachen unzertrümmert an dieses heitere Ufer stößt, herrscht in ungestörter Ruhe, in wolkenloser Glorie eine unsterbliche Königin, schön wie der gestirnte Himmel, erhaben wie die Alpen gipfel unter ihm, gewaltig wie die schaffende Gottheit über ihm - die Schönheit."^^ 4. Eine folgenschwere Wende Für Herman Schmid sollten die politisch bewegten vierziger Jahre in mehr facher Hinsicht entscheidend werden. Hatten die frühen Erfolge seiner Dramen die Versetzung nach München bewirkt und für den aufstrebenden Bühnenautor eine vielversprechende berufliche Laufbahn erwarten lassen, so sollte jedoch nur allzu bald eine zunächst sehr schmerzende Wende im Leben des Kreis- und StadtgerichtsSiehe dazu: Prof. Dr. Max]. Wolff: Die Goethefeier von 1849. In: Velhagen und Klassings Monatshefte. Februar 1932. Berlin - Bielefeld - Leipzig - Wien. S. 578-580. Zitiert aus Trost: S. 93. 188
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