OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

Dem am 9. Oktober 1845 aufgeführten Trauerspiel „Karl Stuart" war aller dings der erwartete Erfolg versagt geblieben. Auch das am 19. Oktober 1847 zur Uraufführung gelangte Schauspiel „Herzog Christoph der Kämpfer" konnte sich trotz anfänglichen Erfolges nicht lange auf dem Hoftheater behaupten, obgleich der Ver fasser damit ein im Königreich Bayern ansprechendes Sujet gewählt hatte. Das Stück hat den Widerstand Herzog Christophs gegen die Einführung der Primogenitur unter Albert IV. zum historischen Hintergrund. Aus den Jahren 1847/48 datieren das nie aufgeführte dramatische Gedicht „Raphael" und der Theuerdank", ein romantisches Lustspiel, in dessen Mittelpunkt Maximilian, der letzte Ritter, steht. Als Troubadur verkleidet, wandert Maximilian zur Königswahl nach Aachen und erlebt dabei mancherlei Abenteuer. Als Dramatiker hatte Schmid nicht immer eine glückliche Hand. Dennoch blieb er, wie noch zu berichten sein wird, zeit seines Lebens dem Theater verbunden. Schmids leidenschaftliches Engagement als dramaturgischer Beirat des Hoftheaters und später als Leiter des Theaters am Gärtnerplatz entsprach einem zutiefst empfundenen Anliegen. Davon zeugt nicht zuletzt auch seine Denk schrift „Das Theaterwesen - mit besonderer Rücksicht auf München. Ein freimüthiges Wort von Dr. Herman Theodor Schmid. 1849/50"^'^. Schmid erweist sich in seinem 123 Seiten umfassenden Memorandum als erfahrener Theaterfachmann. Zu allen von ihm auf geworfenen Fragen bringt er organisatorische, personelle und sozialpolitische Lösungsvorschläge, die sich als durchaus praktikabel erweisen, zumal sie auch den künstlerischen Belangen eines Theaterbetriebes Rechnung tragen. Er scheut sich auch nicht, bestehende Mißstände auf dem Theater einer freimütigen Kritik zu unter ziehen, Verbesserungsvorschläge bezüglich der Gagenberechnung für das künstle rische Personal (monatliche Grundgage zusätzlich einer jeweiligen Auftrittsgage) anzuregen und desgleichen eine günstigere Gestaltungsmöglichkeit des Abonne mentsystems aufzuzeigen. Dr. Herman Schmid war indessen zum Kreis- und Stadtgerichts-Assessor aufgerückt. Als überzeugter königstreuer bayerischer Patriot sah er dennoch sein Ideal in einem einheitlichen Deutschland, womit er sich keineswegs in einem Gegen satz zu seinem Landesherrn und Gönner fand. Von Ludwig 1. stammt schließlich der Satz: „Wir Teutsche sind ein einig Volk, wenngleich unter mehreren Fürsten!"^® Von romantischer Begeisterung getragen, gründete Schmid mit einigen Freunden 1848 einen „Verein für deutsche Dichtkunst". Dieser Verein ergriff 1849 die Initiative zu einer Feier des hundertsten Geburtstages Johann Wolfgang von Goethes in Neuberg hausen, an der sich sämtliche Gesangvereine Münchens beteiligten^^. Diese Feier ver dient insoferne Beachtung, als das Goethe-Gedenkjahr 1849 unter ungünstigen Auspizien gestanden war. So mußte zum Beispiel in München ein Festbankett aus Anlaß des hundertsten Geburtstages Goethes mangels an Teilnehmern abgesagt Die Denkschrift trägt die Stampiglie der Königlichen Bayerischen Hoftheaterintendanz nebst der Si gnatur „Bibl. Nr. 49" und findet sich unter der Signatur Cod. germ. 8481 und Cgm 8481 in der Hand schriften- und Inkunabelnabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München. Lohmeier: S. 260. Trost: S. 92. 187

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