OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

2. Im Justizdienst Nachdem Dr. Schmid den für die Laufbahn im Justizdienst vorgeschriebenen „praktischen Concurs" 1839 mit Auszeichnung bestanden hatte, wurde er in den königl. bayer. Justizdienst übernommen. Würzburg, Dachau und Tittmoning, wo er seine erste Frau Rosa Dauman kennenlernte, hießen u. a. die Stationen seiner dienst lichen Laufbahn, die ihn auch in so manche Gemeinde des Chiemgaues führte. Aus den Gerichtsakten und dem Studium des ländlichen Milieus wie des bäuerlichen Brauchtums gewann er in dieser Zeit schon tiefere Einblicke in das Volksleben; sie sollten nachmals in seinen zahlreichen Dorfgeschichten ihren Niederschlag erfah ren. In Würzburg schon hat der junge Jurist als sangesfreudiger Poet die Aufmerk samkeit geselliger Kreise auf sich gelenkt. Auch in späteren Jahren erwies er sich als beliebter Gesellschafter, der mit so manchen humorvollen Gelegenheitsversen die Unterhaltung zu würzen verstand. Ein zum Namensfest König Ludwigs 1.183 7 verfaßtes Festspiel „Bayerns Huldi gung" stand noch völlig unter dem Einfluß von Schillers „Huldigung der Künste". Schmid läßt in seinem Festspiel Landleute aus allen Gebieten des Königreiches ihrem Landesherren huldigen, während (so berichtet Ludwig Trost) „die Genien des Han dels, Gewerbes und Ackerbaues sowie die Repräsentanten der Kunst, Wissenschaft und Religion die Verdienste des Königs preisen, worauf die vom Himmel schwe bende Bavaria die Tore der Walhalla öffnet, in welcher der königliche Namen auf leuchtet"^^. Dieses für unser heutiges Empfinden reichlich barocke Finale wird man der Begeisterung des zweiundzwanzigjährigen literarischen Debütanten für seinen kunstsinnigen Landesherren zugute halten müssen. Schon als achtzehnjähriger Kronprinz hatte Ludwig 1. Antiken gesammelt und sich einundzwanzigjährig bereits mit dem Vorhaben getragen, die Walhalla zu errichten. Drei Jahre darauf plante er die Glyptothek. Mit seinem Regierungsantritt setzte dann eine gewaltige Bauperiode ein, entwickelte sich Bayerns Metropole zum „Isar-Athen". Nach Ludwigs I. Willen sollte München eine Pflegestätte der Künste und Wissenschaften werden. Im Gegensatz zu Preußen sollte Bayern eher in den Künsten und Wissenschaften eine Rolle spielen als im Militärwesen. „Ich will aus München eine Stadt machen, die Teutschland so zur Ehre gereicht, daß einer Teutschland nicht kennt, wenn er München nicht gesehen."^^ Die Schäden der Säkularisierungsmaßnahmen unter seinem Vater und dessen kirchenfeindlichem Minister Montgelas suchte Ludwig I. durch Wiederbesiedlung einer Reihe aufgelö ster Klöster zu beheben. Die Restaurierung der Dome zu Regensburg, Bamberg und Speyer und der Bau neuer Kirchen bezeugen den Romantiker auf Bayerns Königs thron auch als Mäzen sakraler Kunst. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts beginnt sich München zu einem Zentrum literarischen Lebens zu entwickeln. Neue Zeitschriften entstehen: die Ludwig Trost: S. 89. Lohmeier: S. 258. 184

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