OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

tadelnswert sei, „als daß er wie Quecksilber ist und nicht folgen will, wenn man ihm sein ewiges Singen und Sprechen untersagt, weil einem der Kopf oft ganz dumm wird davon. Auf einmal sagt er; ,Jetzt muß ich denken, dann erzähl' ich etwas!' Nachdem er sich eine Zeitlang die Augen verhalten und still gewesen, kommt eine von ihm selbst erdachte Geschichte zum Vorschein, die er mit Pathos und Action declamiert. Seine Geschichten gehen manchmal ganz bunt durcheinander, aber es sind Ideen darunter, die uns ganz in Verwunderung setzen, und Schlüsse, die von einem solchen kind lichen Kopfe wirklich überraschend sind."^' Begreiflich, daß den phantasiebegabten Knaben die Szenen auf der Kasperlbühne gefesselt und beeindruckt haben müssen, wie später ein erster Theaterbesuch der Aufführung des „Beiisar", mit welchem Drama dessenAutor, der bayerischeMinisterEduard von Schenk, 1816 in München einen großen Erfolg erzielte^®. Von einem frühen dramatischen Versuch Herman von Schmids, „Catilina", erfährt man aus Notizen für eine von ihm geplante Autobiogra phie, die allerdings nicht zur Ausführung kam. Gymnasialjahre in München und Straubing, doch besonders dann die Lycealzeit in Amberg und Passau, die Herman in einem Kreis gleichgestimmter Jünglinge verbrachte, begünstigten die Entfaltung seiner schriftstellerischen Begabung, die in ersten dramatischen und lyrischen Versuchen ihren Niederschlag fand. Erste „Gehversuche" auf den Brettern der Amberger Schülerbühne deuteten bereits jene Wegrichtung an, die der künftige Volksschriftsteller zunächst einschlagen sollte, nämlich die eines Dramatikers. Vorerst aber sollte er an der Universität München auf Wunsch seines Vaters das Studium der Rechtswissenschaften aufnehmen. Man schrieb das Jahr 1835. 1826 war die Universität über Verfügung König Ludwigs I., der seinem am 13. Oktober 1825 verstorbenen Vater Max I. Joseph auf den bayerischen Thron gefolgt war, von Landshut nach München verlegt worden. Im ersten Münchner Semester konnte die Universität bereits 1.560 Immatrikulationen verzeichnen. Am 15. November 1826 hatte sich ein festlicher Zug von Professoren und Studenten, angeführt von den Pedellen mit den akademischen Insignien, zum Erölfnungsgottesdienst in die St.-Michaels-Kirche begeben. Am Abend huldigte die Studentenschaft dem König mit einem Fackelzug. Ludwig I. richtete daraufhin an die Studierenden die folgenden Dankesworte: „Ein vormaliger Student der Ludwig-Maximilians-Univer sität dankt vielmals. Religion muß die Grundlage sein und durch das Leben begleiten. Bigotte und Obskuranten mag ich nicht. Auch keine Kopfhänger. Die Jugend soll auf erlaubte Weise fröhlich sein. Raufereien dulde ich nicht. Kleiden können sich die Studenten, wie sie wollen."^^ Provisorisch war die Universität bis 1840 im ehemaligen Jesuitenkolleg an der Neuhauserstraße untergebracht. Hier besuchte der Studiosus Herman Schmid die juridischenVorlesungen. Nach den damals für das Jusstudium vorgesehenen sechs Semestern promovierte er zum Doctor juris utriusque. Ebenda. S. 86. Eduard von Schenk, 1788-1841, Königl. Bayer. Minister unter Ludwig I. Herausgeber des literarischen Almanachs „Charitas", Lyriker und Dramatiker. Verfasser von geistlichen Liedern („Die Kirche"), die, wie sein Drama „Beiisar", großen Anklang fanden (Anselm Salzer, Band 3). Georg Lohmeier: Liberalitas Bavariae. Von der guten und weniger guten alten Zeit in Bayern. Franz Ehrenwirth Verlag KG. München 1971. S. 241 f. 182

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