Die Weihe von Dr. P. Hermann Groer zum neuen Erzbischof von Wien im September vergan genen Jahres war der Anlaß, dieses Werk, das 1971 erstveröffentlicht worden ist, nunmehr stark über arbeitet und erweitert neu zu publizieren. Vor sei ner Ernennung zum Wiener Erzbischof war Dr. F. Hermann Groer Wallfahrtsdirektor von Maria Roggendorf, das unter seiner Leitung eine neue Blüte erlebte. Er initiierte z. B. die seit 1969 stattfin denden Monatswahlfahrten an jedem 13. unter der geistlichen Führung bedeutender Kirchenvertreter, so auch oberösterreichischer Bischöfe und Präla ten. Neben der geistlichen Entwicklung der Roggendorfer Marienwallfahrt werden auch die Pfarr geschichte, die Baugeschichte und die künstleri sche Ausstattung der Wallfahrtskirche genau dar gestellt. Eine kleine Ortsgeschichte von Walter Fittner ergänzt die Ausführungen. Die keineswegs einfache Gründungsge schichte der Wallfahrt, das alte und das „altehrwürdige" neue Gnadenbild sowie die äußerst spär lichen Angaben in der Wallfahrtsliteratur machten es dem Verfasser nicht leicht, eine brauchbare Mo nographie über diesen vor allem in Niederöster reich und Wien so beliebt gewordenen Wallfahrts ort im Weinviertel (bei Hollabrunn) zu schreiben. Dietmar Assmann Harry Slapnicka: Oberösterreich - zweigeteiltes Land (1945-1955). (= Beiträge zur Zeitgeschichte OberÖsterreichs, Bd. 11.) Hrsg.: Oherösterreichisches Landesarchiv, Linz 1986. 336 Seiten. 5 398,-. Die zehn Nachkriegsjahre zwischen 1945 und 1955, die gleichzeitig auch Jahre einer doppelten Besetzung waren, werden von Harry Slapnicka auf rund 400 Seiten, straff und übersichtlich geglie dert, dargestellt. Zahlreiche Karten und Grafiken im Text sowie ausgewähltes Fotomaterial ergän zen den Band. Die Darstellung beginnt in den ersten Maitagen 1945, als die Amerikaner in rund einer Woche ganz Oberösterreich besetzten. Hier, in Oberösterreich, beenden sie für den europäi schen Bereich den Zweiten Weltkrieg. Wenige Tage später besetzen die Russen ostwärts der mit den Amerikanern abgesprochenen Demarkations linie 42 Gemeinden nördlich der Donau und acht Gemeinden südlich der Donau, ostwärts der Enns. Die schon jetzt sichtbare Zweiteilung Oberöster reichs wird Ende Juli 1945 perfekt, als die Russen das ganze Mühlviertel besetzen und das ganze Land südlich der Donau, von kleinen Grenzberei chen abgesehen, amerikanische Besatzungszone wird. Die durch unterschiedliche Informationen verunsicherten Amerikaner ernennen eine Beam tenregierung und verbieten alle politischen Par teien - bis dann das südliche Oberösterreich im September 1945 Schlußlicht der neuen Demokra tie in Österreich wird. Nördlich der Donau hatten österreichische Politiker, allen voran Blöchl, im Rahmen der „Zivilverwaltung Mühlviertel" schon von August 1945 an maßgeblich mitreden können. Der Band befaßt sich in den folgenden Kapi teln mit dem Wiederaufbau der österreichischen Verwaltung - die vorerst keinerlei Verbindung nachWien hat: Die erstendrei politischenParteien stellen sich schon im November 1945 den Wäh lern, ab 1949 sind es dann vier politische Gruppen. Ausführlich wird auf die teilweise recht harte, teil weise aber auch sehr harmlose Entnazifizierung eingegangen, auch auf den hastigen Abschluß un mittelbar vor den Wahlen von 1949. Gerade diese Nationalrats- und Landtagswahlen von 1949 brin gen den radikalsten Wandel in der sich sonst nur wenig ändernden politischen Landschaft von Oberösterreich. Umfassend werden das „Flücht lings- und Barackenland" dargestellt, der Aufbau der B-Gendarmerie als Basis des späteren Bundes heeres, aber auch die großen Streiks des Jahres 1950, die gerade im zweigeteilten Linz ein bedroh liches Ausmaß annehmen. Slapnicka behandelt aber auch die ersten kulturellen Initiativen bei Österreichern, Russen und Amerikanern und den Aufbau einer eigenen Kulturabteilung im Lande. Die Zeitungslandschaft Oberösterreichs, anfäng lich ausschließlich amerikanische Domäne, wird ebenso aufgezeigt wie die Tatsache, daß Linz erst mals - anfänglich im Rahmen der „Sendergruppe Rot-Weiß-Rot" - ein eigenes Landesstudio erhält. Auch das Zusammenrücken der christlichen Kir chen, beginnend in der späten nationalsozialisti schen Zeit, wird aufgezeigt. Der Band bringt ab schließend ein Kapitel über das gestärkte Selbst bewußtsein der Österreicher und den durch die NS-Zeit und die Besatzungsjahre erstarkten Lan despatriotismus. Die sorgfältig abwägende informative Dar stellung, dazu die gute Illustration und eine Zeit tafel machen den Band zu einem wichtigen Behelf für alle, die Interesse an der jüngsten Vergangen heit Oberösterreichs haben. 287
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