3. Kapitel zum Ausdruck, dessen Untertitel lautet: „Das Zwei-Staaten-Modell des Kirchenvaters Augustin als Grundlage für Idee und Gestaltung der Fastnachtbräuche". So bestechend Mosers her vorragend formulierte Gedankengänge auch sind, so scheinen sie doch m. E. etwas zu weit hergeholt zu sein und ersetzen letztlich nur eine alte extreme Deutung durch eine neue ebenso extreme. Ganz in diesem Sinn ist insbesondere auch das 5. Kapitel angelegt, das anschaulich die Gegenüberstellung von Narrenschiff und Kirchenschiff mit all den verbundenen allegorischen Darstellungen behan delt. Auch in den anderen Kapiteln, in denen die verschiedensten Brauchgestalten und Brauchfor men der Narrenzeit behandelt werden, finden sich immer wieder derartige Parallelen, mit denen der Autor seine Grundthese belegen will. So auch z. B. im eigenen Kapitel über „Die Elf als Narrenzahl", in dem zwar die verschiedensten Verwendungen und auch Erklärungen ausführlich dargestellt werden, letztlich aber doch nur die Elf als Übertretung des Dekalogs bzw. als Hinweis darauf, daß es „kurz vor Zwölf", also höchste Zeit zur Umkehr sei, gesehen wird. Derart wird das vorliegende Werk trotz seiner vielen interessanten und zum Teil hervorragenden Bilddokumente weniger zu einer willkommenen Monographie über ein wichtiges Brauchphäno men als vielmehr zu einem zwar ebenfalls inter essanten, aber doch etwas zu einseitig geratenen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über das Thema. Dennoch kann sich und sollte sich jeder, der sich mit dieser Thematik beschäftigt, auf das Werk Mosers zurückgreifen, bietet es doch neben vielen gelungenen Teilaspekten vor allem auch interessante neue Ansätze zur Bewältigung dieser so schwierigen Materie. Dietmar Assmann Therese Zilligen: Eine Kindheit in Steinau. Die Ju gend der Brüder Grimm 1791-1798. Mit Holzschnitten von Ludwig Richter. Recklinghausen: Georg-Bitter-Verlag 1985.245 Seiten. Leinen, DM24,90. Anläßlich der Grimmschen Jubiläumsjahre 1985 und 1986 hat es Therese Zilligen in ver dienstvoller Weise unternommen, die Kindheit des berühmten Brüderpaares Jacob und Wilhelm Grimm in dem damals noch verträumten Städt chen Steinau im Bergwinkel zwischen Spessart, Röhn und Vogelsberg zu schildern. Die beiden Knaben, Jacob, geb. 1785, und Wilhelm, geb. 1786, verlebten mit ihren Geschwistern als Kinder des Amtmannes Grimm und ihrer Mutter Dorothea in Steinau die schönsten Jahre ihres Lebens, die frei lich nicht ungetrübt geblieben waren, zumal das Leid um den frühen Tod von drei Geschwistern und schließlich der jähe Heimgang des Vaters, der im Alter von 45 Jahren im Jänner 1796 verstarb, das Leben der Familie überschattete. Zwei Jahre nach Vaters Tod verließen Jacob und Wilhelm Steinau und zogen zu ihrer Tante nach Kassel. Diese ermöglichte ihnen den Besuch der höheren Schule. Aus reichem Quellenmaterial schöpfend, versteht es die Autorin, ein farbiges Bild jener keineswegs nur geruhsamen Zeit zu ent werfen, die Jacob und Wilhelm zu den künftigen „Märchenbrüdern" geprägt hat. Ihre Namen ver binden sich bei Jung und Alt mit dem schönsten deutschen Märchengut, das uns so manche be glückende Stunden beschert hat. Ein prächtiges Buch für Kinder, aber auch für Erwachsene, die sich gerne ihrer Kindheit erinnern. Aldemar Schiffkorn Wilhelm Brauneder (Hrsg.): Juristen in Österreich 1200-1980. Wien: Verlag Orac 1986. 383 Seiten. S 358,-. ISBN 3-7015-0041-X. Der Herausgeber, Ordinarius für Rechts geschichte an der juridischen Fakultät der Alma mater Rudolphina zu Wien, konnte weitere 29 namhafte Juristen für die Verfassung von 68 Kurz biographien von Rechtsgelehrten in Österreich ge winnen. Mag auch die notwendigerweise zu tref fende Auswahl subjektiv erscheinen, gibt das Werk doch einen repräsentativen Querschnit der juristischen Elite des behandelten Zeitraumes in Österreich wieder. Abgesehen von der Darstellung der wissen schaftlichen und praktischen Leistung österreichi scher Juristen in der Zeit von 1200 bis 1980, deren Würdigung einer Rezension in einem Fachblatt vorbehaltenbleiben muß, ist es Herausgeberund Mitautoren gelungen, den 780 Jahre umspannen den Zeitraum nicht nur aus dem Blickwinkel der Rechtsgeschichte, sondern auch der politischen Geschichte zu skizzieren. Dies wird nicht nur da durch bewerkstelligt, daß die einzelnen biographi schen Essays historische Hinweise enthalten, son dern vor allem durch die den einzelnen Abschnit ten jeweils vorangestellten zusammenfassenden Darstellung des rechts- und zeitgeschichtlichen Umfeldes. Neben dem historisch interessierten Juristen bietet das Werk auch dem Soziologen und dem im Bereich der Heimatforschung und der Heimatkun285
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