OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

ches statistisches Material zur Verfügung gestellt wird. Trakl steht dabei nicht im Mittelpunkt,wohl aber im Blickpunktund bietet so auch dem literar historisch interessierten Leser manchen lohnen den Aspekt. Die Sympathien sind von beiden Au toren den einzelnen sozialen Schichten der Stadt und des Landes Salzburg sehr eindeutig zugemes sen. Nur wenige Gruppen profilieren sich als posi tiv. Dies läßt auf eine nicht zu leugnende Tendenz in der Schilderung jener „berühmten Zeiten" schließen, die man heute bei manchen Historikern feststellen kann. Besondere Anerkennung verdient allerdings die Darbietung reichsten Quellenmate rials in den Anmerkungen. Im „Ausklang" wird der Titel des Buches „Im Schatten berühmter Zeiten" als eine Variation aus dem späten Trakl-Gedicht „Der Abend" motiviert. Die abschließende Reproduktion einer Post karte aus dem Ersten Weltkrieg mit der Darstel lung eines gehenkten Landesverräters setzt dem negativen Grundton des XIII. Bandes der TraklStudien ein erschütterndes Finale. Aldemar Schiffkorn Hans und Marga Rall: Die Wittelsbacher in Lebens bildern. Graz - Wien - Köln. Verlag Styria 1986. Regenshurg: Verlag Pustet 431 Seiten, 6 Stammtafeln, 2 Karten. S 350,-. ISBN 3-222-11669-5 (Styria). ISBN 3-7917-1035-4 (Pustet). Dem Direktor des Wittelsbacher Hausarchivs und Professor für mittlere, neuere und bayerische Geschichte Dr. Hans Rall und Dr. Marga Rall dan ken die beiden Verlage einen für alle an Bayerns Vergangenheit Interessierten verläßlichen, weg weisenden Führer durch die Familiengeschichte der Wittelsbacher, jenes Geschlechtes, das zu den großen europäischen Dynastien zählt. Die Wittels bacher stehen u. a. auch mit dem österreichischen Herrscherhause in verwandtschaftlicher Bezie hung (z.B. Kaiserin Elisabeth!). Die Geschichte Bayerns ist nicht zuletzt auch mit der Oberöster reichs schicksalhaft verbunden. Heute, da das Mäzenatentum der Wittels bacher und deren kulturelles Erbe auf reges Inter esse der Kunstexperten und Kunstfreunde in aller Welt stößt, kommen die Lebensbilder der Wittels bacher einem sicherlich schon vielfach gehegten Wunsche aller entgegen, die den Spuren mittel europäischer Kulturgeschichte folgen. Die Lebens bilder der 62 bedeutendsten Gestalten aus den bei den Hauptlinien der Wittelsbacher bieten dem Le ser wesentliches Informationsmaterial. Übersichtlich dokumentiert finden sich die vielfach verästelten familiengeschichtlichen Zu sammenhänge, Lebens- und Regierungsdaten, Eheschließungen, Eltern der Ehefrauen, Nachkom menschaft bis zu den Grabstätten der Wittels bacher, ihrer Ehefrauen und Kinder. Mit der Fülle genealogischer Daten, die bis in die Gegenwart reichen, und der reichhaltigen Be bilderung, wie durch das umfassende Personen register, haben die Autoren ein Nachschlagewerk für Historiker und interessierte Laien geschaffen, das sich durch Übersichtlichlichkeitund Prägnanz der Texte auszeichnet und daher besondere Aner kennung verdient. Aldemar Schiffkorn Robert Kurij: Nationalsozialismus und Widerstand im Waldviertel. Die politische Situation 19381945. Schriftenreihe des Waldviertler Heimathundes 28.) Horn 1987. 247 Seiten. S 170,-. ISBN 3-900708-02-9. Eine kurze, aber wichtige Bemerkung voraus: Es ist zu bewundern, wie aktiv und vielseitig inter essiert der Waldviertler Heimatbund ist und mit welcher Courage man auch der Zeitgeschichte zuleibe rückt, die sich in der Lokalgeschichtsschrei bung noch allzu oft in Heldengedenken und „rück sichtsvollem Schweigen" erschöpft. Es spricht für eine gute Aufnahme beim Publikum, daß der 1983 erschienene Band „100 Jahre Antisemitismus im Waldviertel" (F. Polleroß) bereits vergriffen ist. Der vorliegende Band basiert auf der 1985 an der Universität Wien verfaßten Dissertation des Historikers Kurij. Nach einer kurzen Einführung und drei Kapiteln, die Vorläufer und Aufstieg des Nationalsozialismus schildern (S. 7-56), werden verschiedene Widerstandsbereiche behandelt: ka tholische Kirche, Kommunisten, individueller Wi derstand, Legitimisten (S. 56-139). Es folgen drei Kapitel über die „Situation" der Juden, Zigeuner und fremdvölkischen Arbeitskräfte (S. 139-180), zuletzt noch die Darstellung des Kriegsendes, eine Zusammenfassung, der Bildanhang mit 34 Abbil dungen und die üblichen Quellennachweise. Die Fußnoten beschränken sich auf Zitatnachweise und stören keineswegs den Lesefluß. Nach wel chen Kriterien Sekundärliteratur zitiert wurde, ist nicht recht durchschaubar: Es ist z. B. sicher nicht notwendig, eine simple Aufzählung der „österrei chischen" Gauleitermit G. Botz' „Die Eingliede283

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2