OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

Buchbesprechungen Elfriede Grabner: Grundzüge einer ostalpinen Volksmedizin. Mitteilungen des Instituts für Gegenwartsvolkskunde Nr. 16 und Sitzungsberichte, 457. Band.) Wien: österrei chische Akademie der Wissenschaften 1985. 290 Seiten. S 420,-. ISBN 3-7001-0730-7. Vorliegende Veröffentlichung, die auf Ergeb nisse umfassender Studien der Verfasserin auf baut, geht aus deren Habilitationsarbeit an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz hervor. Die Volksmedizin als Forschungs bereich der Volkskunde war im deutschen Sprach raum um die Mitte des 19. ]h. von Ärzten ins Blick feld der Wissenschaft gerückt worden. Die Verfas serin, Tochter des Dr. med. Rudolf Grabner, Land arzt im burgenländisch-steirischen Grenzland von 1922 bis 1965, verweist u.a. auf den Rostocker Arzt Georg Friedrich Most und seine „Encyclopädie der gesamten Volksmedizin" (Leipzig 1843) und auf „Volksmedizin und Aberglaube im Fran kenwalde" (München 1863) des Landarztes Flügel, auf Michael R. Buchs (ebenfalls Landarzt) „Medicinischer Volksglauben und Volksaberglauben aus Schwaben" (Ravensburg 1865). Grundlegende Studien sind dem Bad Tölzer Arzt Max Höfler zu danken. Sein „Deutsches Krankheitsnamen-Buch" (München 1899) ist ein verläßliches Nachschlage werk für die Volksmedizinforschung. Die Wiener Ärzte Oskar von Hovorka und Adolf Kronfeld zeichnen als Autoren der in Stuttgart 1908/09 in zwei Bänden erschienenen „Vergleichenden Volksmedizin". Eine Reihe einschlägiger Unter suchungen zur Volksmedizin stammen aus der Fe der des Hamburger Ophthalmologen Siegfried Seligmann. Sein zweibändiges Hauptwerk „Der böse Blick und Verwandtes" erschien 1910 in Ber lin. Die Liste verdienstvoller Autoren läßt sich noch durch weitere Namen ergänzen, so etwa durch Viktor Fossel, Inhaber der Lehrkanzel für Geschichte der Medizin an der Universität Graz, „Volksmedicin und medicinischer Aberglaube in Steiermark" (Graz 1885 und 1886) und schließlich durch Gustav Jungbauer. Seine 1934 erschienene „Deutsche Volksmedizin" bietet eine grundlegen de Behandlung dieses Forschungsbereiches der Volkskunde. Nicht vergessen sei an dieser Stelle der oberösterreichische Arzt, Volksbildner und Geograph Dr. med. Dr. phil. Eduard Kriechbaum, dessen fesselnde Berichte aus langjährigen Einblikken, die er als Innviertier Landarzt gewonnen hatte, noch der älteren Generation oberösterreichischer Volksbildner und Heimatpfleger in Erinnerung sein werden. Die positive Einstellung der modernen Medi zin wie der breiten Öffentlichkeit zur Volksheil kunde signalisiert ein wachsendes Interesse an naturheilkundlicher Literatur wie an historisch überlieferten Praktiken der Volksmedizin und an „Kräuterbüchern". Elfriede Grabners Werk leistet demnach nicht nur einen beachtenswerten und fundierten Beitrag zur Volkskunde, sondern kommt zugleich dem In teresse vieler aufgeschlossener Leser außerhalb der einschlägigen Fachbereiche entgegen. Seit Jahren im wissenschaftlichen Dienst des Steirischen Volkskundemuseums erfolgreich tätig, stand der Dozentin an der Grazer Universität reichstes Quellenmaterial für die Untersuchungen zur Verfügung. Dr. Grabner teilt ihre Studie in die folgenden Hauptabschnitte, deren zahlreiche Un tergliederungen von der Fülle des mit systemati scher Akribie Dargebotenen zeugen: I. Forschungsgeschichte und Forschungs stand; II. Krankheitsvorstellungen (das Fieber, Kin derkrankheiten, das „Heilige Feuer"); III. Krankheitsfindung (Diagnose und Prognose); IV. Krank heitserklärung; V. Schutz- und Heilmittel; VI. Em281

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