OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

An das Landgericht Waizenkirchen wurde der Jurist Michael Schmid, Sohn eines Bäckermeisters im niederbayerischen Hengersberg, von Dachau aus versetzt. Mit seiner Ehefrau Constanze, geb. Stöger, Tochter eines Beamten aus Laufen bei Traunstein, bezog der junge königl. bayer. Landesgerichtsaktuar Schmid im Schloß Weidenholz eine Dienstwohnung. Hier wurde dem Ehepaar am 30. März 1815 als erstes Kind ein Sohn Herman geboren. Das Taufbuch der Pfarre Waizenkirchen enthält auf Seite 57 folgende Eintragung aus dem Jahr 1815: „Am 30. III. geb., am 31. III. getauft Anton Ferdinand Hermann, k. männl. ehel. Vater Michael Schmid K. b. Landgerichtsaktuar Weidenholz 1. Pate Anton Jaugl K.b. Landrichter. Pf. Ign. Rechberger." Ignaz Rechberger war 1806 bis 1816 Pfarrer von Waizenkirchen. Mit Aus: Taußuch IV, 1811-1823. Pfarrarchiv V\faizenkirchen der Rückgliederung der von Bayern besetzten Gebiete an Österreich am 14. April 1816 endete auch der Aufenthalt der Familie Schmid in Waizenkirchen. Michael Schmids richterliche Laufbahn mündete schließlich in der Residenzstadt des König reiches Bayern. Als Rat am Oberappellationsgericht verstarb er in München, ohne noch die ersten Erfolge seines Sohnes als Bühnenautor erlebt zu haben. Schwer hatte Michael Schmid und dessen beide Kinder Herman und Ludwig der frühe Tod der geliebten Gattin und Mutter im Jahr 1820 getroffen. Der Geheime Legationsrat Dr. Ludwig Trost, der Herman von Schmid nahestand, berichtet von der innigen Verehrung und Liebe, mit welcher Michael Schmid „an der jugendlich schönen Frau gehangen war"'^. Michael Schmid schildert sie in seinen Erinnerungen als eine „zart besaitete, freundlich helle und doch auch wieder elegisch angehauchte Seele mit bedeutendem musikalischen Talente und ausgesprochener Neigung zur Poesie"". Demnach führt man die sich früh bei Herman äußernde poetische Anlage und Musi kalität auf mütterliches Erbe zurück. Auch Hermans Bruder Ludwig zeigte besondere literarische Begabung. Charakterlich unterschied er sich allerdings von Herman durch ein ruhigeres und bedächtigeres Naturell. Wie Vater und Bruder hat auch er die juridische Berufslaufbahn eingeschlagen. Als Appellrat ist er in Neuburg a. d. D. gestorben. Michael Schmids Aufzeichnungen über Herman, als dieser eben in die Volksschule eingetreten war, schildern ihn als guten Schüler, an dem gar nichts Ludwig Trost: Zur Erinnerung an Hermann von Schmid. In: Ludwig Trost. Aus dem wissenschaftlichen und künstlerischen Leben Bayerns. München. M Rieger 1887. S. 84 ff. Zitat S. 87. Die „Erinnerung" war vorerst in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung Nr. 159 vom 8. Juni 1881 und Nr. 160 vom 9. Juni 1881 erschienen. Druck und Verlag J. G. Cotta'sche Buchhandlung in Stuttgart und Augsburg. Ebenda. S. 87. 181

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2