Gustav Wilhelm geht in seinen „Lesarten und Anmerkungen' auf Stifters Brief vom 4. 2. 1836 an Brenner (SW XVII, S. 342, zu: 41/16) ein und führt aus: ... Wer dieser Gustav ist, dessen Zeichnungen Stifter in einem späteren Brief an Brenner (vgl 61/9) rühmt, ist nicht bekannt (v. Verf. hervorgehoben). Vielleicht hat Stifter in der „Brigitte" (1843!) nach ihm den Sohn der Heldin der Erzählung benannt und ist demzufolge der in den Briefen erwähnte Gustav, der in frühesten Jahren seiner Jugend gestorbene Freund, dessen Andenken er in der Erzählung verewigte (vgl III. 221/15)... Auch andere Autoren der Sekundärliteratur über Stifter rätseln zu „Gustav", so z. B. Moriz Enzinger (Jugendbriefe, Anm. S. III f.), der „Gustav Schwarz von Moh renstern" vermutet, oder andere Gustav Scheibert. Selbst August Sauer, der Initiator und langjährige Betreuer von Stifters „Sämmtlichen Werken" (Prag - Reichenbergausgabe, ab 1901) und Herausgeber des Bandes 1 (SW I, Prag 1904) der Erzählungen (darin „Der Condor"), schrieb zwar eine gründliche Einleitung, fügte aber keinen Apparat bei, sodaß auch in diesem ersten Band der Erzählungen „Gustav" nicht erklärt wurde. Wie schon erwähnt, hatte Gustav Wilhelm zu „Gustav" einen unrichtigen Ansatz gewählt und seinen Blick zu „Brigitte" gelenkt und nicht zum „Condor", wo es klar und eindeutig heißt (SW ^1. S. 35/8-11: 4. Kapitel - „Fruchtstück"): ...„Gustav R... aus Deutschland", stand im Kataloge, und man kann denken, welche Reihe von Erinnerungen plötzlich in mir aufzuckten, als ich „Gustav" las - ich kannte nun den Künstler sehr wohl - ... Wenige Zeilen vorher beschreibt Stifter die „Zwei Mondbilder" - „Eine große Stadt von oben gesehen" und „Eine Flußpartie", die in einem Pariser Salon ausgestellt waren. Stifter konnte sich mit diesen interessanten Detailangaben auf konkret vor handene und noch existierende Kataloge der „Kunstwerke, öffentlich ausgestellt im Gebäude der österreichisch-kaiserlichen Akademie der bildenden Künste bei St. Anna^" beziehen, denn „Gustav R..., aus Deutschland" schien dort mehrmals auf. Stifter hatte diese Ausstellungen nachweislich besucht und gemeinsam mit Gustav 1839 (im selben Saal!), 1840 und 1842 seine Kopien ausgestellt. Daß Gustav nicht „aus Deutschland" stammend erkannt wurde, mag daran liegen, daß er mit seinen Brüdern und Neffen in Wien (seit 1820), Mariahilfer Straße (erst 207) 45 lebte. ^ An dieser Stelle ist auf einen ständig wiederkehrenden Irrtum hinzuweisen, der den Versuch betrifft, Stifters „malerische" Tätigkeit durch die Ausstellungen „im Gebäude" von St. Anna, als „fach männisch" zu legitimieren, obwohl diese Ausstellungen vom „Verein zur Beförderung der bildenden Künste in Wien" veranstaltet wurden (vgl. Feichtinger: 130 Jahre Oö. Kunstverein, Oö. Heimatbl., Heft 4/1981) und nicht von Professoren und Schülern der Akademie. 276
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