OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

Mischung dar, die Wesentliches zum Thema aus sagen kann. Der Text steht dem in keiner Weise nach. Aus gehend vom Wesen der Wallfahrt und vom Be dürfnis darnach, werden in einem guten Oberblick die Entstehung und die Geschichte der christlichen Wallfahrt dargestellt. Die dabei vorzufindenden „numinosen Momente" und archetypischen Vor stellungen sind gekonnt eingebaut. Ein eigenes Kapitel ist den Marienwallfahrten gewidmet, die der Autor geschickt mit dem jeweils herrschenden Frauenbild in Verbindung bringt, so z. B. die erste große Blüte Marianischer Gnadenorte mit der „Emanzipation" der Marienverehrung im fdochmittelalter. Selbstverständlich werden auch die Mirakelbücher ausgewertet und die Propaganda wirksamkeit dieser Wunderberichte untersucht. Die verschiedenen Votivgaben sind vor allem im Bildteil dargestellt, einige davon aus dem Innviert1er Volkskundehaus in Ried i. I. Ein Kapitel über „Wallfahrtsleben und Wallfahrtsbräuche" be schließt das interessant und gut geschriebene Werk. Zitierte Passagen aus der reichlich vorhan denen Wallfahrtsliteratur sind unter Angabe des Autors jeweils in den Text eingearbeitet. Im Vorsatz sind die Namen aller erwähnten Wallfahrtsorte angeführt, von denen einige aller dings falsch zugeordnet sind, z.B. der Falkenstein am Wolfgangsee nach Oberösterreich (richtig: Salzburg), St. Leonhard in Aigen am Inn nach Tirol (richtig: Bayern) oder Feichten a. d. Alz nach Salz burg (richtig: Bayern). Folgende Orte betreffen Oberösterreich: Adlwang, Christkindl, Grillham, Kirchdorf am Inn, Maria Anger (Enns), Maria Bründl (Bad Leonfelden), Maria Brunnenthal, Ma ria Brünnl b. Raab, Maria Fallsbach, Maria Rast b. Helfenberg, Maria Schmölln, Mariatal (Linz), Mondsee, Pöstlingberg, St. Florian b. Linz, St. Leonhard am Wald, St. Thomas am Blasenstein, St. Wolfgang im Skgt., St. Wolfgang am Stein, Stadl-Paura, Valentinshaft; Viechtwang und Geor genberg werden im Zusammenhang mit Georgiritten erwähnt. Auch an dieser Aufzählung läßt sich erkennen, daß es sich um keine Wallfahrts kunde im wissenschaftlichen Sinne handelt, einer seits fehlen wichtige Orte, andererseits sind einige genannt, die weniger durch ihren Wallfahrts charakter als vielmehr durch irgendeine Besonder heit bekannt wurden. Der im Untertitel des Werkes apostrophierte „Alpenraum" ist in diesem Zusam menhang ebenfalls als nicht ganz entsprechend anzuführen. Das durchaus empfehlenswerte Buch trägt dem zunehmenden Trend im Wallfahrtswesen Rechnung und erschließt in gekonnter Weise einen wichtigen Teil unserer Kultur- und Alltagsgeschichte im Bereich der Volksfrömmigkeit. Dietmar Assmann Josef Aistleitner: Formen und Auswirkungen des bäuerlichen Nebenerwerbs. Das Mühlviertel als Beispiel. (= Innsbrucker Geographische Studien. Band 14.) Inns bruck 1986. 174 Seiten mit 56 Tabellen und 43 Karten skizzen. S 240,-. Die vorliegende Dissertation zeigt wieder ein mal mehr die triste Situation auf dem Gebiet der Landeskunde in Oberösterreich auf: Wichtige Grundlagenarbeiten entstehen mehr oder minder zufällig und erscheinen außerhalb des Landes. Dank der Tatsache, daß der Dissertant ein Mühlviertler (aus Engerwitzdorf) und sein „Doktor vater", Univ.-Prof. Dr. Adolf Leidlmair, ebenfalls ein Oberösterreicher ist, entstand diese wichtige Untersuchung. Den Herausgebern der Innsbrukker Geographischen Studien ist es zu danken, daß die genau durchgeführte und gut aufbereitete Ar beit veröffentlicht werden konnte. Ausgehend von der Tatsache, daß in den letz ten Jahrzehnten kein anderer Berufsstand derart tiefgreifende Veränderungen in wirtschaftlicher, technischer und sozialer Hinsicht durchmachte wie der Bauernstand, wird der gewaltige Umstruk turierungsprozeß vom Voll- zum Nebenerwerb untersucht. Die Nähe des Mühlviertels - in weiten Bereichen durchaus als Grenz- und Problemre gion zu bezeichnen - zum Großraum Linz fördert die enorme Zunahme der Nebenerwerbslandwirt schaft, deren Situation und Problematik gründlich aufgezeigt wird. Waren z. B. noch 1970 46 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im Vollerwerb bewirtschaftet und nur 38 Prozent im Nebener werb, so waren es 1979 bereits 60 Prozent Neben erwerbs- und nur mehr 34 Prozent Vollerwerbs betriebe, wobei diese Umstrukturierung in diesem Zeitraum vor allem im unteren Mühlviertel statt fand. Der Hauptberuf - in rund 60 Prozent der Fälle nur der eines un- oder angelernten Hilfsarbeiters - wird fast durchwegs vom Mann ausgeübt, was zwangsweise zu einer Arbeitsüberlastung der Frau führt. Viel stärker als die Vollerwerbsbetriebe sind die Nebenerwerbsbetriebe auf die Milchwirtschaft ausgerichtet; der Trend zur Selbstversorgung ist mit all der dabei erforderlichen arbeitsaufwendi-

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