OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

Albert Anker (1832-1910): Die Dorfschule Wenn man der Geschichte der Pfarr schulen nachgehen will, ist man weitge hend auf Hinweise in Urkunden und in alten Büchern - oft nur marginale An deutungen - und auf daraus abzulei tende hypothetische Schlüsse angewie sen. Solche Hypothesen haben über lan ge Zeiträume Gültigkeit. Große, bewußt herbeigeführte Veränderungen stellten sich erst mit der Aufklärung ein. Eine Zä sur mit fließendem Übergang brachte die schon erwähnte Schulordnung der Kai serin. Eine bemerkenswerte Verfügung dazu war die Hofordnung losephs II. vom 24. März 1785, die besagt, daß über all dort, wo ein Pfarrbuch gehalten wird, eine Pfarrschule zu errichten ist. Der Zu sammenhang zwischen Pfarre und Schu le war aus der Gepflogenheit der voraus gehenden Jahrhunderte abgeleitet. Im Absolutismus wurde das Erziehungsziel erweitert: Der Religionsunterricht soll die Kinder gegen Gott Liebe und Ehrfurcht erweisen lehren, gegen ihren Monarchen unerschütterliche Treue. Die Debatte über die Methode des Unterrichts führte erst sehr spät zu we sentlichen Veränderungen. Die Absicht der Unterrichtsbehörde, im Unterricht mehr den Verstand anzusprechen, stieß nämlich bezüglich des Religionsunter richtes auf den Widerspruch des Wiener Erzbischofs Migazzi: Der Grund unserer heiligen Religion, schrieb er in einer Ein gabe an den Kaiser, ist der Glaube, von dem muß man anfangen, wenn man katholische Christen zu bilden hat. Kinder soll man gewöh nen, dasjenige zu glauben, was ihnen als katho lische Wahrheit zu glaubenvorgetragen wird... Das Glaubenssi/stem enthält Wahrheiten, die über unsere geschwächte Vernunft erhaben sind^.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2