OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

5. Kunst, Musik und Schauspiel im Dienste der Religion Die Grenzen fließen. Schon mehrmals war von religiösen Ausdrucksmitteln die Rede, die den Bereichen der Kunst oder des Schauspiels zugehören. Einen gewichtigen Beitrag bei der Vermittlung des Glaubens leistete auch die bildende Kunst. Fresken und Gemälde (von Altomonte, Reslfeld, Sandrart, Kremser-Schmidt) und Werke der Bildhauerei (Brüder Zürn, Meinrad Guggenbichler, Familie Schwanthaler) verwiesen den Beschauer auf eine Welt außerhalb dieser Welt. Ahnlich die Musik. Für die neuen Formen der liturgischen Feier entstanden Kompositionen in reicher Fülle. Statt einzelne Namen oder Werke zu nennen, sei die „Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster" von Altman Kellner angeführt; sie bringt gerade für die Barockzeit zahlreiche Beispiele. Das Musikschaffen an dieser einen Stätte ist kennzeichnend für das rege kirchenmusikalische Leben der Zeit. Auch das Kirchenlied erfuhr eine intensive Pflege. Nicht unerwähnt dürfen die vielen Orgeln bleiben, die damals im Land entstanden. Es ist keine Übertreibung, wenn man sagt, daß in der Barockzeit jede Facette des religiösen Lebens sofort ihren künstlerischen Niederschlag fand. Die Wiederbelebung religiöser Schul- und Volksschauspiele trug der Schaulust des Barockmenschen voll Rechnung. Er faßte die Welt selbst als eine Bühne auf, auf der sein Leben „in spannender Formfülle" ablief (H. fiantsch). Kirchen, die wie ein festlicher Theatersaal anmuten, in dem das heilige Drama der Messe gespielt wird, sind keine Seltenheit. Man denke z. B. an die Stiftskirche von Wilhering; ein drapier ter Stuckvorhang am Chor erweckt den Eindruck, als würde eben eine Aufführung beginnen. So, wie sich die Reformabon zur Propagierung des Glaubensgutes des Schauspiels bedient hatte, so griff auch die katholische Erneuerung auf dieses erprobte Mittel zurück. Die Träger der Erneuerung waren zumeist die Orden. Natur gemäß waren es vor allem die führenden Schulen des Landes, auf deren Bühnen eifrig „agiert" wurde (Jesuitengymnasien in Linz und Steyr und Benediktinergymnasium zu Kremsmünster). Aber auch in St. Florian, Lambach, Garsten, Schlägl usw. wurde Theater gespielt. An religiösen Stoffen boten sich neben Ereignissen aus der Heiligen Schrift vor allem die Heiligenleben an. Da sich das Schuldrama fast ausschließlich der lateinischen Sprache bediente, kam man den Zuschauern durch sogenannte „Periochen" (Programmbüchlein), die über den Inhalt informierten, entgegen. Der Sieg über die Türken von 1683 wurde im Jahr darauf in Linz am Fron leichnamsfest mit dem Schauspiel „Altera Bethlehem sive Domus Panis" (Das zweite Bethlehem oder Haus des Brotes) gefeiert. Dabei wurde die Überwindung des Fein des auf „das Bündnis des Habsburgergeschlechtes mit dem eucharistischen Gott" zurückgeführt (Coreth, 22). 1732 errichteten die Jesuiten mit der ünterstützung der Stände in Linz sogar ein eigenes Theatergebäude (Komödienhaus) nahe der Donau. In Kremsmünster ist der Aufschwung der Schulbühne eng mit der Person P. Simon Rettenpachers ver knüpft, „in dessen Adern wirkliches Dichterblut rollte" (Schiffmann). Er war von 165 7

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