hat sich aus der Zeit von 1741 eine Prozessionsordnung erhalten. Da sie die Art und Weise solcher die Heilsgeschichte repräsentierender Umgänge gut erkennen läßt, sei sie hier im vollen Wortlaut wiedergegeben: „2. tramptkr voraus. /2. Adam und Eva ain bäum worann eine slangen und etliche Opfl. / 3. zwy latern mit söhn undmond./ 4. Ahraham undlsacmil ainengl. / 5. das klaine leiden Christi./ 6. Hoffahrth mit ain engt, tott und ain klainer teufel. /1. das lauhrum mit dem öhlherg. / 8. zway creuz ziecher und außgespante. / 9. die figur mit dem öhlherg worauf Christus kniet, der engl stet. / 10. zway creuz ziecher. /11. das lauhrum mit der geißlung. / 72. gaißler. /13. die figur mit dergaißlung worauf Christus und zwy klaine juden. / 74. gaißler. / 15. creuz ziecher. /16. Judith und Bethuliä. /17. das lauhrum mit der crönung. /18. creuz ziecher. /19. figur mit der crönung worauf Christus sizet und zway klaine juden stechen. / 20. creuz ziecher. / 21. kayßerin Heilena. / 22. die zway Schechen. / 23. zway reitter mit bloßen schwerdern. / 24. creuz ziecher oder ausgespante. / 25. das lauherum mit der creuz ziechung. / 26. creuz zücher. / 27. Gerechtigkeit. / 28. Judas und zway teufein. / 29. schwamen reitter und Longiny knecht mit dem sper. / 30. die drey phariseer. / 31. unsere liehe frau mit den sihen schmerzen. / 32. creuz ziecher. / 33. trompeten und haukhen. / 34. zway reitter mitfahn. /35. der hauhtmann und Longinus. /36. Anna und Caiphahas./37. das lauherum mit dem creuz. /38. creuz zücher. / 39. figur mit dem vesper hild. engl. / 40. zway reitter mit bloßen Schwertern. /41. Merodes und Pilätus. /42. Pilätus söhnlein und der schreyber mit dem titl. / 43. creuz züecher. / 44. Veronica und der sihenfahl engl. / 45. Christus mit dem creuz. / 46. Johannes und unsere Liehe Frau. / 47. creuz zücher. /48. Magdalena undMarta./49. dertotten fahn. / 50. die mussi. / 51. der geistlich mit der schwarzen stolln und pluviall. / 52. das heilige grab Christy von 8 bürgern in mäntln getragen, item 4 wintlichter beleicht und mit 6 helln porden bewacht. / 53. die heiligen drei frauen. / 54. creuz zieher. / 55. reutter mit bloßen Schwertern. / 56. Voigt das volkh." (Haller, Heimatgaue 9, 56). Die „Kreuzzieher", die schwere Kreuze schleppten, die „Ausgespannten", die mit waagrechter Armhaltung mitzogen, und die Geißler, die sich ihren Körper blutig schlugen, gehörten sozusagen zum Standardrequisit solcher Umgänge. Das „lau hrum" (=labarum) oder „feretrum" war die Tragbahre für einzelne Figurengruppen oder Szenen. Auch über die mit dramatischen Elementen angereicherten Karfreitagspro zessionen in Linz, Wels und Steyr sind wir verhältnismäßig gut unterrichtet. Das Stiftungs- und Bruderschaftswesen erlebte zur Barockzeit eine neue Blüte. Zwischen 1648 und 1740 habe ich für den Bereich der heutigen Diözese Linz einen Zuwachs von fünfunddreißig Benefizien gezählt, wobei die erneuerten und die aus Zusammenlegungen von mittelalterlichen Stiftungen entstandenen Benefizien un berücksichtigt sind. Für das barocke Bruderschaftswesen liegen noch keine zusam menfassenden Studien vor. 1652 wurde z. B. in Linz die Bruderschaft von der Todes angst Christi (Bruderschaft vom guten Tode), die nachmals zu großer Blüte gelangen sollte, errichtet. Die Schicksalsschläge der Zeit (Pest, Türkenkriege) begünstigten die Andacht zum Leiden Christi und ließen Kreuzwegstationen und Kalvarienberge (z. B. Linz 1654, Schenkenfelden 1712, Wels 1715/16, Lambach 1717, Kremsmünster 1736/37 usw.) entstehen.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2