kus von Lamberg. Dieser bestand nämlich ausdrücklich darauf, daß seine Stipendia ten aus dem Adels- oder Bürgerstand des Landes ob der Enns genommen werden sollten, womit die ursprüngliche Zielsetzung nicht mehr voll gewährleistet war. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte das Kolleg insgesamt 33 Stiftungsplätze. Die unterschiedliche Dotation bedingte auch nach außen hin erkennbare Unterschiede für die Zöglinge, die sich z. B. in der Kleidung (verschiedene Uniformen) und Kost (getrennte Tische) äußerten und sich wohl kaum günstig auswirkten. 4. Barocke Frömmigkeit Gilt schon allgemein, daß das Barock eine Brücke zum Mittelalter schlug, so trifft das besonders für die Formen der Frömmigkeit zu, die oft fast nahtlos dort anschlössen, wo die Reformation eine Unterbrechung gebracht hatte. Neben der Feier der Messe, die barocker Überschwang kennzeichnete, erlang ten Volksandachten und religiöse ]ahreshräuche große Bedeutung. Die Predigt, die haupt sächlich den Ordensleuten anvertraut war, war eines der vorzüglichsten Mittel der Belehrung und Bekehrung, artete aber nicht selten in überschwengliche Rhetorik ohne tieferen Gehalt aus. Das trifft zum Teil auch für den berühmten Abraham a Sancta Clara zu, der z. B. 1697 in der Stiftskirche zu Garsten zu Ehren des hl. Berthold predigte. Einen neuen Aufschwung erlebte das Wallfahrtswesen. Während man jedoch im Mittelalter besonders die Fernwallfahrt gepflegt hatte, erinnerte man sich nun im stärkeren Maße der heimischen Kultstätten. Die wiedererstarkte Verehrung der Gottesmutter förderte den Zuzug zu den bereits vorhandenen marianischen Gna denorten und ließ darüber hinaus zahlreiche neue Wallfahrten entstehen. G. Gugitz hat für das Mittelalter in Oberösterreich 3 7 Marienwallfahrtsorte gezählt (Gugitz, Wallfahrten Oö., 3) zu denen seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 174 (!) - wenn auch teils wenig bedeutende - neue hinzugekommen sind, die meisten davon in der Barockzeit. Sehr beliebt waren in Oberösterreich Adlwang, wohin im Jahr 30.000 und mehr Menschen strömten, und Maria Scharten, das fast ebenso hohe Besucherzahlen auswies und, wie schon erwähnt, auch kaiserliche Pilger verbuchen konnte. In beiden Orten wurden die Gebetserhörungen aufgezeichnet und später in Form sogenannter Mirakelbücher herausgegeben (1683 bzw. 1755). Die heute bekannteste Marienwallfahrt des Landes, diejenige auf den Pöstlingberg bei Linz, setzte erst ab 1716 allmählich ein. Während die marianischen Wallfahrten im ganzen Land verstreut waren, hatte der Wolfgangkult sein eigentliches Zentrum in St. Wolfgang am Abersee. Zwar konnte hier der mittelalterliche Rang - es hatte zu den bedeutendsten Wallfahrts orten Europas gezählt - nicht wiedererlangt werden, doch trafen auch in der Barock zeit Jahr für Jahr 74 Prozessionen ein, wobei die Mehrzahl der Pilger aus Bayern kam. Die Reihe der Mirakelbücher ist hier besonders dicht und reicht von 1599 über 1655, 1687, 1694 (?) und 1732 bis 1753.
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