OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

im Lande, die durch Prunner, Hildebrandt, Carlone u.a. geschaffen wurden, auf zuzählen. Verwiesen sei auf das Beispiel der Landeshauptstadt, die damals ihr barockes Gepräge erhielt. Die Orden wetteiferten miteinander bei der Errichtung ihrer Klöster und Gotteshäuser: Jesuiten (ab 1652 Kolleg, ab 1669 Ignatiuskirche, ab 1709 Bethle hemkirche), Karmeliter (ab 1674), Karmeliterinnen (Kirche 1713-1716, jetzt Gottes haus der Barmherzigen Brüder), Deutscher Orden (Kirchenbau 1718-1725, jetzt Kirche des Priesterseminars), Ursulinen (1736-1740), Elisabethinen (1762-1768). In die Zeit dieser Hochblüte des Ordenswesens fällt allerdings auch bereits die Aufhebung der Jesuiten (1773). Der Klostersturm warf damit seine Schatten bereits voraus. So, wie die Protestanten zur Zeit der Reformation versucht hatten, das Bil dungswesen in die Hand zu bekommen und auf diesem Weg im Sinne ihrer Konfession zu wirken, so trachteten nun die katholischen Kräfte, über die Schulen Einfluß auf die konfessionell-katholische Ausbildung der kommenden Elite zu nehmen. Das geschah u.a. von den katholischen Gymnasien aus (bes. Benediktinergymnasium in Kremsmünsterund Jesuitengymnasienin Linz und Steyr). Man war aber auch bestrebt, eine Bildungsstätte auf Hochschulniveau einzurichten. Im Jahre 1669 beschlossen die Landstände, dem von den Jesuiten geleiteten Gymnasium in Linz eine höhere Lehranstaltanzuschließen.Entsprechend der jesuitischen Studienord nung von 1599 sollten ab 1669/70 u.a. Philosophie und Theologie nach und nach eingeführt werden, wobei 1671/72 mit den Fächern Moraltheologie („casus conscientiae") und Kanonisches Recht begonnen werden sollte. Schon am 18. März 1674 ver lieh Kaiser Leopold I. dem Lycaeum das Graduierungsrecht, von dem in Linz aller dings nie Gebrauch gemacht wurde. Die meisten Priester erhielten auch weiterhin ihre theologische Ausbildung in der Bischofsstadt Passau, die seit 1638 ein tridentinisches Seminar besaß, oder an einer der bestehenden Universitäten. Immerhin verdient festgehalten zu werden, daß man seit den frühen siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts auch in Linz theologische Disziplinen studieren konnte. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) wurde unter dem persönlichen Einsatz der Kaiserin Maria Theresia der Ausbau zum Voll studium möglich (1774). Die Leitung der Anstalt lag nun in den Händen eines Direk tors aus dem Weltpriesterstand. In Enns bestand von 1762 bis 1783 ein eigenes Priesterhaus, das „Collegium Laureacense", das Dechant Engl v. Wagrain zur Vorbereitung von Neupriestern auf die praktische Seelsorge eingerichtet hatte. Zu einer wirklich bestimmenden Kraft ist dieses erste „Priesterseminar" im Land allerdings nie geworden. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstand in Linz auch eine Art Missionskol leg, das sogenannte „Collegium Nordicum", eine Gründung der Jesuiten, des Schwe den P. Johann B. Galdenblad (1666-1736) und des Österreichers P. Martin Gottseer (1648-1731). Dieser war von 1685 bis 1687 Professor am Linzer Jesuitengymnasium gewesen. Von einer Nordlandreise brachte er sechs junge Knaben aus Skandina vien mit, was ihn auf den Gedanken brachte, eine eigene Bildungsstätte für Jünglinge aus protestantischen Ländern (vorwiegend aus Skandinavien) zu errichten.

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