Schaftsgeschichte 1,245, Anm. 49). Auf die geschilderten Ereignisse dürfte es zurück zuführen sein, daß das Mühlviertel später wieder fast hundertprozentig katholisch war. In den wirtschaftlich ergiebigeren Gegenden des Landes ob der Enns waren die Protestanten dagegen eher bereit, sich zu „bequemen" (d. h. katholisch zu werden) oder als Kryptoprotesiankn unterzutauchen. Man verstand es bald meisterlich, sich den Gegebenheiten anzupassen und sich zu verstellen. Solche Protestanten „bekannten sich äußerlich zum katholischen Glauben, besuchten den katholischen Gottesdienst, gingen zur Beichte und Kommunion, hielten die Fastengebote, schlössen sich den Prozessionen an, schickten ihre Kinder in die katholischen Schulen, hielten jedoch zu Hause an dem Glauben ihrer Voreltern fest" (Strnadt, 118). „Manche wagten es, die Reichsgrafschaft Ortenburg in Niederbayern aufzusuchen, die mit ihrem im Wolf achtale gelegenen gleichnamigen Markte als ,evangelische Oase' das nächste und meistbesuchte Ziel für die oberösterreichischen Protestanten darstellte" (Moser, 150). Daheim traf man sich im Verborgenen und bestärkte sich in seiner Überzeugung durch Lesen und Vorlesen der HL Schrift sowie evangelischer Predigtbücher. So konnten sich Zellen des Protestantismus bis zur Duldung der Konfession durch Joseph II. (Toleranzpatent von 1781) halten. 1705 wurde z.B. im Mairgute zu Tuffetsham bei Schwanenstadt eine GeheimVersammlung gesprengt und eine große Zahl von Teilnehmern verhaftet. Im Jahre 1712 verkauften im Salzkammergut gleich 70 Personen ihr Hab und Gut, um nach Nürnberg auszuwandern. Das erregte das Aufsehen der Behörden. Sie waren bestrebt, weitere Abwanderungen zu verhindern, um nicht zu viele Arbeitskräfte zu verlieren. Abermalige Hausdurchsuchungen förderten besonders im Atfergau noch zahlreiche protestantische Bücher zutage. Nach der Ausweisung der Salzburger Protestanten (1731/32) begannen sich 1733 die Evangelischen auch im angrenzenden Salzkammergut wieder ganz offen hervorzutun. Die Regierung versuchte daraufhin auch in Oberösterreich die Reli gionsfrage mit dem Mittel der Vertreibung zu lösen. Zwischen 1734 und 1737 fand, nicht ohne Dazutun des Passauer Bischofs („... damit doch diser rädleinsführern außzuch aus dem Salzcammergutt ernstlich beförderet werdte...") und auf Vor schlag der oberösterreichischen Landeshauptmannschaft, die „Transmigration" von insgesamt 624 Personen in sieben Transporten nach Siebenbürgen statt. Erst seit sich Erich Buchinger mit diesen Ereignissen eingehend beschäftigt hat, verfügen wir über genaue Zahlen. Hinter diesen Transmigrationen (statt der früheren Emigrationen) stand die Idee der Erhaltung tüchtiger Menschen für das Habsburgerreich; aus wirt schaftspolitischen Gründen wollte man nicht auf sie verzichten, sie aber gleichzeitig doch aus dem katholischenRaum entfernen. Für die Betroffenenergab sich dadurch eine besondere Härte, daß sie den Exilort nicht mehr frei wählen konnten. Immerhin ließ Karl VI. in vielen Fällen auch die unmündigen Kinder mit ihren Eltern mitziehen, so daß wenigstens die Familien nicht auseinandergerissen wurden, was für diese auch eine bessere Überlebenschance bot. Als 1752 im Hausruck- und Traunviertel ein neues Aufflackern des Prote stantismus festzustellen war, griff Maria Theresia für jene, die sich nicht „bequemen" wollten, erneut zum Mittel der Deportation (Transmigration). In insgesamt 17 Trans-
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