gerte Ferdinand III. hierher, 1684 folgte ihm Leopold I., um für den Sieg über die Tür ken von 1683 zu danken. Rein äußerlich war die Barockepoche eine unruhige Zeit. Deutschland und Österreich wurden von mehreren Kriegen und Pestepidemien erschüttert. Unser Land hatte sich vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) noch kaum erholt, als es von der Türkengefahr beunruhigt wurde. Zwar machten die Bewohner kaum direkte Bekanntschaft mit den wilden Scharen aus dem Osten; die Rüstungen und finanziel len Abgaben belasteten jedoch die Bevölkerung und die Kirche. Damals galt die For mel „Klostergut ist Kammergut". Als einzelne Türken die oberösterreichische Grenze überschritten, stellten sich auch die Jesuiten mit ihren Studenten für die Abwehr zur Verfügung. Interessanterweise begünstigte die Türkengefahr, besonders in den bäuerlichen Kreisen, den Antiklerikalismus. Man erblickte nämlich im Einfall der Feinde eine Strafe Gottes für die Durchführung der Gegenreformation. Als z.B. der Abt von Kremsmünster die ihm Untertanen Bauern in den Stiftshof beorderte, um sie zur Verteidigung der Landesgrenze nach Enns zu schicken, hörte man die typische Äußerung: „...wir werden halt euch Pfaffen erschlagen" (Watzl, Flucht und Zu flucht, 164). Nach der Wende zum 18. Jahrhundert war es der Spanische Erbfolgekrieg (1702-1713), der das Land stark in Mitleidenschaft zog und „die ruhige Entwicklung des katholischen Lebens" hemmte (Kolb, 110). In den Jahren 1649 und 1713 wütete die Pest, raffte zahlreiche Menschen dahin und forderte von der Priesterschaft einen hohen Einsatz im Dienst der Kranken. Die Menschen im Barock führten ein Leben im Kontrast. Sie waren aufgrund der Ereignisse tief durchdrungen vom Bewußtsein der Vergänglichkeit, sie entwickel ten aber gleichzeitig eine hohe Fähigkeit zur Lebensbejahung, die in Fest und Feier, Kunst und Gottesdienst ihren Ausdruck fand. Zeitlich setzt der folgende Überblick mit dem Ende des Dreißigjährigen Krie ges ein und schließt mit der Regierungszeit Maria Theresias (1740-1780) ab. Räum lich wird das Gebiet des heutigen Oberösterreich behandelt, auch wenn z.B. das Inn viertel erst 1779 zum Land ob der Enns kam. 1. Die kirchliche Organisation Unser Land gehörte damals noch zum Bistum Passau. Die Bischöfe waren frei lich österreichische Erzherzöge wie Leopold (1598-1625), Leopold Wilhelm (16251662) und Karl Joseph (1662-1664), oberösterreichische Grafen wie Johann Philipp von Lamberg (1689-1712) und Joseph Dominikus von Lamberg (1723-1761) oder Tiroler wie Leopold Ernst von Firmian (1763-1783). Um die Diözese besser verwalten zu können, war sie in das Offizialat ob der Enns, auch „obere Dioeces" genannt, und in das Offizialat unter der Enns („untere Dioeces") aufgeteilt. Was die Pfarrorganisation betrifft, hatte nicht nur die Zeit der Reformation, son dern auch die Epoche der katholischen Erneuerung eine gewisse Zäsur in der Ent-
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