Die Kirche Oberösterreichs im Barock Von Rudolf Zinnhobler Aus Anlaß der oberösterreichischen Landesausstellung 1986 im Stift St. Flo rian, die dem Thema „Die Welt des Barock" gewidmet war, sei hier erstmals ein Über blick versucht, der die kirchlichen Ereignisse jener Epoche im Land ob der Enns zum Gegenstand hat. Der Begriff „Barock" stammt aus der Kunstgeschichte. Ursprünglich bezeich nete man schiefe, etwas verunstaltete Perlen als „baroque". Im 18. Jahrhundert wandte man das Wort spottweise auf den verschrobenen, schwülstigen Kunststil des 17. und 18. Jahrhunderts an. Schließlich wurde daraus ein Epochenbegriff. Der neue Stil nahm seinen Anfang in Rom, fand jedoch bald auch im deut schen und österreichischen Raum begeisterte Aufnahme. Der Ursprung in Rom hat auch eine symbolhafte Bedeutung, er bringt die neue Romorientierung des kirch lichen Lebens in Befolgung der Beschlüsse des Tridentinums zum Ausdruck. Uberall, wo nach der Uberwindung der Reformation „im Abendland die katholische Kirche neu auflebte", kleidete „sie sich äußerlich in das Barockgewand" (Veit-Lenhart, 36). Man kann das Barock gewissermaßen als den „katholischen Stil" bezeichnen. Tat sächlich fand er in protestantische Länder kaum Eingang oder brachte es in ihnen nur zu Kümmerformen. Nicht zufällig kamen auch viele Künstler und Baumeister aus Italien, etwa die Carlone, die in Linz (Alter Dom), Garsten und St. Florian bauten. Der neue Stil wurzelte zumindest zum Teil im Erlebnis des Sieges des Katho lizismus über den Protestantismus; die einmal eingeschlagene Richtung erfuhr dann durch den Fürstenabsolutismus und die Siege über die Türken (bes. 1683) eine deut liche Intensivierung. Der Begriff „Barock" kennzeichnet schließlich eine Geisteshaltung, die im religiösen Leben und Denken ihre vielfältigen Ausdrucksformen fand. Es ist typisch, daß man die Zäsur der Reformation geistig auch damit überspringen wollte, daß man bewußt oder unbewußt an die Zeit vorher, an das ausgehende Mittelalter mit seinen üppigen Frömmigkeitsformen, anknüpfte. Wie ein Symbol hierfür wirkt die Wall fahrtskirche zur Gottesmutter in Maria Scharten. Mit dem Bau des Gotteshauses hatte man schon 1506 begonnen. Das Geschehen der Reformation bedingte 1532 einen siebzigjährigen Baustopp. Von 1602 bis 1632 wurde die Kirche dann vollendet, um 1770 wurde sie im Geiste des Rokoko umgestaltet. Das Wiederaufleben der Marienverehrung und -wallfahrt wurde auch vom Kaiserhaus gefördert. 1646 pil-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2