von Mattighofen die gesamte damalige Gemeinde Schalchen mit dem bereits östlich des Kobernaußerwaldes gelegenen Minatal (heute Gemeinde Maria Schmölln) umfaßte. Die Kinder aus Ober- und Unterminatal, Ober- und Unterfeld, Perneck, Aicheck, Leitnerseck, Utzeneck, Schausberg und Schnellberg hatten vor Unterrichts beginn einen Weg von sieben bis acht Kilometern zu Fuß zurückzulegen, die aus Mitterholzleithen vier Kilometer. Und das bei jedem Wetter, bei Schnee und Kälte, bei schlechten Wegverhältnissen, teilweise bei Dunkelheit und durch Waldgebiete. So kann man verstehen, daß für diese Kinder die gesetzliche Schulpflicht undurchführ bar war und somit nur auf dem Papier stand. Das Wort „unzumutbar" dürfte der tref fendste Ausdruck für solche Schulwege sein. Diese und der frühe Einsatz als Arbeits kraft haben viele Kinder vom Lern- und Bildungsprozeß ausgeschlossen. Ich hatte bei meinen Erbhofforschungen Gelegenheit, in alte Verträge Einblick zu nehmen, und fand darin häufig an Stelle der Unterschrift die bekannten drei Kreuzein oder einen mühsam hingekritzelten Namenszug. Dabei dachte ich immer an die Redewendung: „Er kann mit Müh und Not seinen eigenen Namen schreiben." Ist es ein Wunder? Es mag noch ein Hinweis auf die heutigen Verhältnisse erlaubt sein, wo dank der Moto risierung und der bestehenden Gesetze die Schüler schnell, sicher und gratis vom Elternhaus bis zum Schultor transportiert werden. Die Ausschulung der Kinder aus dem Minatal wurde schon zu einer Zeit betrieben, in der es den heutigen Schulort Maria Schmölln noch nicht gab. In einem Schreiben des Schulausschusses Ullendorf vom 24. Juli 1821' an die Lokal-Schul inspektion Mattighofen, damals Propstei Mattighofen, urgiert man einen Bericht über eine beantragte Schule zu Minatal und die Einsetzung eines Notlehrers. Aus all dem wurde nichts. Wohl findet sich in der Schulchronik von Maria Schmölln die Eintragung, daß in der Ortschaft Aicheck, im sogenannten „Höllerhäusl", ein alter Soldat, der vom Beruf her ein Schuhmacher war, Kinder, die freiwillig erschienen waren, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet hatte (um 1830). Weiters kann man nach lesen: „Alle Monat kam in der besseren Jahreszeit ein geistlicher Herr von Mattig hofen zum Hartlbauer nach Unter-Minathal und erteilte daselbst den notwendigsten Religionsunterricht." Ferner: „Einige Kinder dieser Gegend besuchten die Schule in St. Johann und Mattighofen, die meisten aber gingen nach Henhart. Der Großteil der Kinder wuchs ohne Schulbildung auf." Auch Adalbert Stifter weist einmal darauf hin, daß der gegenwärtige Unter richt in der Gegend von Schmölln sehr mangelhaft sein müsse, da bei den großen Entfernungenein regelmäßigerSchulbesuch kaum zu erzielen sein dürfte^". Nachdemman zu Beginn der sechzigerJahre des vergangenenJahrhunderts in Eigeninitiative eine Kirche errichtet hatte, ging man auch an den Schulbau. Kirche und Schule von Maria Schmölln konnten am 6. November 1861 durch Propst Josef Schrems aus Mattighofen eingeweiht werden. ' Ablichtung beim Verfasser. Kurt Gerhard Fischer: Adalbert Stifter, Bd. II. 1961. S. 500.
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