Diese Zeilen sind wahrlich ein Zeitdokument, das uns erahnen läßt, wie es um die wirtschaftliche Lage der Lehrer von damals bestellt gewesen sein muß. Freilich muß auch darauf hingewiesen werden, daß die Lehrerausbildung, wenn man über haupt von einer solchen reden kann, im gleichen miserablen Zustand wie die Besol dung war. In bezug auf den Schulbesuch lesen wir aus einem Befehl des Kurfürsten Karl Theodor vom 28. April 1778 an den Propst von Mattighofen nachtstehende Stelle^: Wir haben das von Unserm Rentamt Burghausen in Kirch- und geistlich Sachen hey Unserm Pßeggericht und Kastenamt Mattighofen zu Unserm gnädigsten Wohlgefallen mit hesondern Fleiß abgehalten, hieher eingesendete Umritts Protocoll sub hodlerno gnädigst ratificirt: wol len auch yber die vorgekommenen Umständen euch anmit genädigst anbefohlen haben, daß weil d) vorkommet, daß die dortige Jugend aus Fahrlässigkeit die Schull wenig frequentirt und ehe dem Müssigang anhenget, ihr also denen Beamten zu Mattighofen nachtruhsam bedeutten sol let, selbe haben die Aeltern hieryberzu vernehmen, und ernstlich angehalten, daß die Kinder fleissig in die Schnell geschickt werden. Man wird verstehen, daß mit der Ausbildung der Lehrer und mit dem Schul besuch zwei wichtige Voraussetzungen für einen entsprechenden Schulerfolg gemeint sind. Doch um beide war es nicht gut bestellt. Auch unter Österreich haben sich die Verhältnisse erst allmählich gebessert, wenngleich auch die Bestrebungen Kaiser Joseph II. als zukunftsorientiert zu bezeichnen sind. So erkannte er, daß die Masse der Bevölkerung, vor allem der ländlichen, ohne Schulpflicht und deren Über wachung schwer zu bewegen war, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Wurden doch gerade die Bauernkinder sehr früh in den Arbeitsprozeß eingeplant, und zum anderen waren die oft weiten und für die Kinder einfach unzumutbaren Schulwege daran Schuld, daß es nicht zu einem regelmäßigen Schulbesuch kommen konnte. Wenn auch von einem Schulweg von höchstens vier Kilometern die Rede war, so ließ sich das, wie noch ausgeführt werden wird, nicht so leicht verwirklichen, auch wenn Joseph II. den Grundherren und Ortskommunen auftrug. Schulräume zur Verfügung zu stellen bzw. Schulen zu bauen. Dabei verwies er auch auf Lehrerwohnungen und war gewillt, die Lehrerbesoldung zu regeln. Die josephinischen Bestrebungen machten sich in Mattighofen zunächst dadurch bemerkbar, daß die beiden Lehrer, Joseph Steidl von der Stiftsschule und Johann Schmid von der Marktschule, den Auftrag erhielten, sich an der Muster schule in Braunau mit der vorgeschriebenen Unterrichtsweise bekanntzumachen. Eigentlich ein recht einleuchtender Vorgang, wie dies auch heute im Rahmen der Lehrerfortbildung, etwa bei Kursen für Hauptschullehrer in der Neuen Hauptschule, durchgeführt wurde. Beide Lehrer erhielten ein Befähigungszeugnis nachstehenden Inhalts^: ^ Max Schlickinger; Beiträge zur Schulgeschichte Mattighofens. In: Braunauer Heimatkunde. Heft 5/1911. S. 63-64. ■* Ebenda. S. 64-65.
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