14. Jh. gab es auf den Straßen haufenwei se Scholaren, die die Universitäten aus ir gendwelchen Gründen verlassen hatten, Vaganten, die nirgends unterkamen. Auch sie ergriffen gerne den Broterwerb, und ihre Kenntnisse des Lateinischen werden gereicht haben, um dem Dorf priester dienlich zu sein. Sie mußten ja nur so viel können, als „zum Schulhalten von Nöten war". Gesellpriester (Leutpriester) - katholische und protestantische -, die vielfach ungenügend ausgebildet und ohne entsprechende sittliche Einstel lung nur nach Broterwerb und Durstbe friedigung strebten, brachten Kirche und Schule ins Zwielicht. Es ist allerdings fraglich, ob die vom Bischof inthronisier ten Pfarrherrn (Kirchherrn) immer ent sprechende Vorbilder waren. Der geisti ge, soziale und gesellschaftliche Um bruch des 16. Jh. und die Einflußnahme des Humanismus brachten gegen Ende des Jahrhunderts manche Besserungen. Als der Schulcharakter im Unterricht stärker hervortrat, wurden von den Leh rern immer mehr Kenntnisse verlangt. Irgendeinmal im 12. oder 13. Jh. wur de die Schulmeisterei wie ein Handwerk organisiert. Darauf weisen die Bezeich nungen Schulmeister und Schulgehilfe hin. Es kam nun dazu, daß die Schulmei sterei als Beruf bei einem Meister erlernt werden mußte. Der Gehilfe wurde im Schulhaus beschäftigt, einquartiert, ent lohnt und verpflegt. Er ging auf Wander schaft wie andere Handwerksburschen, suchte „Kondition", bekam, wenn er unverrichteter Dinge weiterziehen mußte, sein „Geschenk". Nach einigen Lehr- und Wanderjahren konnte er eine freigewor dene Meisterstelle übernehmen. Vor al lem mußten Meister und Geselle ein ein deutiges religiöses Bekenntnis ablegen. Daß bereits im 14. Jahrhundert allerorts von Schulmeistern, Schulhaltern, Schul gehilfen (Gesellen) und Schülern gespro chen wurde, ist ein eindeutiges Indiz für den weit zurückliegenden Beginn der In stitution Schule. Die schon erwähnten Satzungen für den Küster und Schulmei ster aus 1270 (Köln) deuten auch auf den frühen Beginn hin. Da es in den Dörfern selten Leute gab, die ausreichend lesen und schreiben konnten, wurden die Lehrer als Schreiber in der Gemeinde und in der Pfarre heran gezogen. Damit hatte der Pfarrer, von dem der Lehrer in erster Linie abhängig war, auch den beherrschenden Einfluß. Aus den hier vorausgestellten Pfarrin struktionen entnehmen wir die Fülle son stiger Aufgaben, die der Schulmeister zu übernehmen hatte und gegen die er sich auch gar nicht wehren konnte. Gewisse Tätigkeiten, die heute dem Lehrer fremd sind, waren damals unvermeidlich: Wör ter und Sätze für Schreibübungen vorbe reiten, Papierblätter linieren, Schreibfe dern schneiden, Tinte kochen, Hostien backen, Kirchenglocken läuten u. a. Der Schulgehilfe lernte vom Aufkeh ren des Schulzimmers und dem Einhei zen bis zur jeweiligen ortsüblichen Lehr methode alles, wie ein Lehrjunge in ir gendeinem Gewerbebetrieb. Im Mürztal erkennen wir eine Beson derheit: Der Schulmeister wurde vom Pfarrer als Kirchendiener besoldet. An teile von der Stolgebühr, von Meßstif tungen, „Truchengelt", Bruderschaftsan dachten, Filialdiensten u.a. kamen ihm zugute. Auch Anteile vom Opfergeld und das sogenannte Stuhlgeld für gemie tete Kirchenstühle. Als Deputat gaben die Herrschaften auch Ackerland, das dieser Kirchendiener mit der Familie selbst bestellen mußte. Es war ihm auch erlaubt, auf Straßen und Plätzen gegen
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