OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

gar nicht in den Niederen Schulen. Hier war die Erziehung der Familie, der Sippe und der Dorfgemeinschaft überlassen. In der Schulordnung Kremsmün sters heißt es doch: Der Schulmeister sol le daran denken, daß er nicht „fürnemlich" der Förderung der Menschen die nen solle und müsse. Es war auch nicht so wichtig, ob der Schulmeister besonders gebildet war, er mußte aber ein religiöser Mensch sein. Kenntnisse brauchte er nur, „soviel zum Schulhalten von Nöten ist". Statt sportlicher Tähgkeit nachzuge hen, arbeiteten die Kinder schon sehr früh in Haus und Hof. Und die Arbeit auf dem Bauernhof war schwer. Handfertigkeitsunterricht war ersetzt durch Mitarbeit bei gewerblicher Tähg keit. Die Bauern waren Ziegelschläger, Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Stell macher, Schneider, Schuster u. v. a. Viele Geräte schufen sie selbst. Die Heinzelbank (Werkbank) war ein unentbehrli ches Gerät im Bauernhaus, und die Jun gen mußten mithelfen. Die Mädchen lernten im täglichen Ablauf alles, was in Haus, Hof und Küche anfiel: Kochen, Flicken, Waschen, Spinnen, Weben, Tiere zu füttern und in manchen Orten sogar das Bier zu brauen. Lesen und Schreiben war für Mädchen nicht vorgesehen, je denfalls nicht auf dem Dorfe. Inhalt des Geschichtsunterrichts der Kinder war die Geschichte des Dorfes und ihrer Heimat. In Erzählungen der Al ten in den Spinnstuben und an langen Winterabenden wurde sie lebendig und prägte sich in das Gedächtnis der Kinder ein. Aus den Kriegen heimkehrende Sol daten, die Bänkelsänger auf Jahrmärkten und Kirchtagen weiteten die Dorfge schichte zur Reichsgeschichte aus. Auch Geographie wurde ihnen von heimkehrenden oder abgedankten. durchziehenden Soldaten lebendig vor getragen. Übertreibungen werden da kaum ins Gewicht gefallen sein. Dazu ka men wandernde Handwerksburschen. In der Zeit der Reformation fanden Bur schen und Mädchen des Traunviertels oft den weiten Weg an den katholischen Kirchen vorbei ins benachbarte Bayern bis Regensburg zum evangelischen Got tesdienst. Auch das weitete ihr Wissen. Religiöses Wissen war mit Hilfe der Fres ken und anderer bildlicher Darstellun gen (Biblia pauperum) sehr anschaulich zu erfassen, die Interpretahon besorgten die Prediger. Bevölkerungsbewegungen, ausgelöst von religiösen Fanatikern, gab es schon in frühester Zeit. Zuletzt die Transmigration evangelischer Bauern unter Maria Theresia nach Siebenbür gen: zerrissene Familien, herzzerreißende Korrespondenz über weite Entfernungen, dokumentiert in den Klosterarchiven. Be merkenswerterweise blieb davon nichts im Gedächtnis der nachfolgenden Gene rationen haften. Es wurde vergessen ge macht, weil es kein Ruhmesblatt in der Geschichte war^'. Freizeitgestaltung war für die Jugend der Ablauf des Kirchenjahres mit seinen Bräuchen. Sagen und Märchen gingen von Mund zu Mund, von den Alten zu den Jungen. Es stellt sich noch die Frage, wie man Lehrer wurde. Nun, vorerst waren die von den Pfarrern geschulten Bauern- und Handwerkersöhne dazu ausersehen. Sie wurden Mesner und Schulmeister, unter Umständen sogar Gesellpriester. Die Weihe erfolgte nach einer Prüfung im Dom durch den Bischof. Im Laufe des Hülber: Transmigration, Oö. Heimatblätter 3/1981.

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