OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

besondere in derselben Diözese - keine wesentlichen Unterschiede auftreten. Es ist zu überlegen, wer in einer ab hängigen Dorfgemeinde, auch in einem Markt, eine Schule gründen konnte. Die Notwendigkeit der Schule für die Kirche haben wir dargestellt. Da die Gründung aber eine Rechtsentscheidung war, Geld kostete und finanziert werden mußte, war ein befugter Rechtsträger erforder lich. Schule halten war immer in erster Linie ein Geldproblem. In der Regel konnte nur jene Person die Schule grün den, die die Hand auf dem ganzen Ort hafte. Wegen der grundherrlichen Rech te in den Dörfern war eine Einigung über die Kosten sehr schwer zu erreichen. An derseits waren Investitionen für die Kir che für Begüterte ein Kontrakt mit dem Himmel, nach außenhin eine Prestigefra ge. Dorfbewohner wären aus eigener Ent scheidung nie zu einer Schule gekom men. Aber den Wunsch nach Jahrtagen, Seelenmessen und dergleichen haften viele. Dies brachte dem Pfarrer und sei nen Helfern viel Arbeit. Am Vorabend eines Jahrtages mußte die Totenvesper gesungen, am Jahrtag das Totenoffizium und ein feierliches Totenamt mit entspre chenden Psalmen und Gesängen veran staltet werden. Mesner, Kantor, Mini stranten und Chorknaben waren dazu nötig. In alten Matrikeln kann man da oft die Bezeichnungen Succentor oder Ludimagister finden. Aber wir wissen bereits, daß der Mesner nicht nur Schulmeister war und nicht nur Kirchen- und Orgel dienst zu verrichten hatte. Man kann sa gen, daß eine Pfarre erst dann vollwertig war, wenn sie einen Mann hafte, der viel seitig verwendbar war. Daß die Schulräume unzureichend waren, haben wir bemerkt. Aber das wa ren die Wohnstäften auch, sodaß dies da mals kaum auffiel. Nur selten wurde Kri tik laut. Das Schulzimmer befand sich entweder im Pfarr-, im Mesner-(Kaplan-) oder im Hirtenhaus. Die sanitären Ver hältnisse waren der Zeit gemäß eher be denklich. Die Angst vor Epidemien war überall dort vorhanden, wo Menschen ansammlungen entstanden, wie wir aus der Schulordnung Kremsmünsters er sehen. In den Schulen wurden Psalmentexte und Kirchenlieder geübt und auswendig gelernt, wenn es sich ergab, auch buch stabiert, gelesen und geschrieben. Talen tierterer Knaben nahmen sich die Pfarrer oft selbst an. Priester zu werden, war der einzige Weg, um aus der Enge des bäuer lichen Lebens herauszukommen. Daß aus den Pfarrschulen in den Dörfern manche Talente hervorgingen, Menschen, die in ihrem späteren Leben bedeutende Leistungen erbrachten, läßt sich vielfach belegen. Ein Beispiel für vie le ist Cölestin Gangibauer aus dem ent legenen Dörfchen Thansteften im Traunviertel, dessen weiterer Weg vom Stifts schüler zum Prälaten von Kremsmünster führte und schließlich zum Bischof, zum Kardinal und zum Erzbischof von Wien^^". Was wurde sonst noch unterrichtet? Religion und Kirchendienst waren das Um und Auf. Neben dem Katechismus und dem Kirchengesang wurde dann das „Namensbüchl" verwendet. Warum das so heißt, ist mir nicht klar: Eine Buchsta biertabelle, ein Alphabet, deutsch und la teinisch, kleine und große Buchstaben, Abkürzungen, Sittenlehre, kleine Erzäh- " Vgl. dazu: P. Benedikt Pitschmann: Zur Kardinalserhebung von Cölestin Josef Gangibauer 1884, In: Oö. Heimatblätter, 38. Jg., Heft 4, Linz 1984, S. 311-318 (Anm. d. Red.).

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