scheinen und um Fortdauer seines Amts genusses bitten. Diese Erniedrigungen mögen nicht immer so hart empfunden worden sein, weil sie zur Gewohnheit und zu einer Art Ritual geworden waren. Dem Ansehen von Schule und Schulmeister sind sie be stimmt nicht förderlich gewesen. Peter Lahnsteiner gibt in „Report einer guten alten Zeit" Zeugnisse und Be richte von 1750 bis 1805, also aus einer Zeit, in der schon Schule mit allgemein bildenden Inhalten geboten wurde, die folgende Darstellung: Aufs Ganze gesehen, regierten aber in den Schulstuben Stock und Ru te. Es wäre nicht schwer, das hundertfach zu be legen. Kinderleid also, unermeßlich. Aber es war nicht nur Kinderleid. Der Schulmeister - ich spreche von den Grundschulen - war ein wenig angesehener Mann, miserabel besoldet, oft mit uralt herkömmlichen Nebenpflichten be lastet, auf Nebenverdienste angewiesen, in dumpfen, niederen Stuben von greinenden Kleinkindern und von bis zu aufsässig grinsen den Halbwüchsigen umgeben, oft bis zu einer Schar von 100. Nun stelle man sich einen sol chen Lehrer vor, gepeinigt von Kopf- oder Zahn schmerzen, Rheuma, Zipperlein oder Magenge schwüren - das war ja alles entsetzlich verbrei tet, und man konnte fast nichts dagegen tun. So ein Hungerleider von Schulmeister schon gar nicht. Wen will es wundern, daß er dreinfuhr''^. In Schulen mit weniger Kindern wird es vielleicht weniger dramatisch gewesen sein. Der deutsche Dichter Jean Paul, selbst ein Schulmeister, sagt in seinem „Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz", daß in jedem Bauernjungen ein unausgewachsener Schulmeister stecke, der nach ein paar Kirchenjahren alles erworben habe, was er zum Schul halten brauche. Denn „die Gemeinden la sen für ihre Lehrstühle lauter solche pädW'' iral Der Dorfschulmeister. Aus: Peter Lahnsteiner. Stuttgart 1970 agogische Steiße auf, die schon auf We ber-, Schneider- oder Schusterschemeln seßhaft waren". Er hielt offensichtlich von den vom Pfarrer geschulten Bauern buben mehr. 9. Zusammenfassxmg Aus dem bisher Gesagten bieten sich bestimmte allgemeingültige Erkenntnis se. Wir erkennen, daß Inhalt und Form der mittelalterlichen Schule geprägt wa ren von der allgemein wirksamen kon servativen Kirchenorganisation. Erst im 16. Jh. ergab sich aus der Konkurrenz zur lutherischen Schule eine inhaltliche Auf wertung. Von Ort zu Ort konnten - ins- ' Verlag Kohlhammer, Stuttgart 1970.
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