sters „nicht auf Belehrung und Erziehung der Jugend, sondern auch darauf, daß er die Gottesdienste und andere pfarrliche Funktionen mit Fleiß verrichte: Streunen de Hunde sind aus der Kirche auszujagen, die Kirche sauber zu halten", die Glocken bei den verschiedenen Anlässen zu betätigen, den Priester in verschiede ner Hinsicht zu betreuen u.V. a.m. Als Richtschnur dienten punktuelle Anweisungen. Verfasser der ersteren war Pfarrer und „Kirchherr" Magister Baltasar Gleisser (1655-1690). Die zweite stammt vom Pfarrer und Kirchherrn Jo hann Wolfgang Mayer (1746-1766). Bei de Herren haben sich bei der Bekämp fung der lutherischen Lehre sehr hervor getan. Die betroffenen Lehrer waren - nach Akten zu schließen - gebildete Leute. Im Jahre 1774 gab es in Atzbach, Herrschaft Köppach, im Sommer 50, im Winter 20 Schulkinder^^. Die geringgeschätzte berufliche, so ziale und gesellschaftliche Stellung der Schulmeister war in beiden Religionsge meinschaften gleich. 8. Kritik am Schulsystem Helfert kritisiert in seinem Buch „Die Gründung der österreichischen Volks schule" (1860) die älteren Unterrichts methoden. Wenn man alles mechanisch vorsagt und dann ebenso nachsagen läßt, oder dieses Frage-und-Antwort-Spiel gruppenweise abwickelt, sei das Methodenlosigkeit. Wahrscheinlich hat man sich über die Theorie der Pädagogik gar keine Gedanken gemacht. Besonders hebt er aber die Verbesse rung der Stellung des Lehrers nach der Reform hervor. Dazu führt er aus: Der Mesner, zugleich Schulmeister, war ins geheim der Diener der Herrschaft des Pfarrers. Tiefste Unterwürfigkeit wurde erwartet, an Erniedrigungen aller Art war er gewöhnt; daher das sonderliche Betra gen der alten Dorfschulmeister, die oft als Zerrbilder in Theaterstücken vorka men. Im Pfarrhof war es unter anderem seine Aufgabe, bei Gastereien die Tafel zu decken und die Tischgenossen zu be dienen, wobei der gute Mann nicht selten die Zielscheibe des Witzes der Anwesen den war. Hatte ihn die Gemeinde aufge nommen, so war er ganz von dem Willen und der Gnade der Bürger und Bauern abhängig, die ihn gewöhnlich nur auf Jahresfrist in Dienst nahmen und ihn sei nen Lohn sauer genug werden ließen. Zu bestimmten Zeiten ging er mit seinem Weib von Haus zu Haus, um Brot, Wür ste, Schinken und geräuchertes Fleisch, Eier, Most, Getreide und dergleichen mehr zu sammeln. Nach Ernte und Weinlese ging er zu den Bauern, um sein geringes, aber schwer verdientes Schul geld einzufordern. Oft sammelte er bitte re Worte statt milder Gaben ein. Was er sonst noch brauchte, mußte er sich durch die Räucherung der Häuser vor Weih nachten und vor dem Dreikönigstag, durch Handel mit geweihten Kerzen und der Kreide in der Zeit danach verdienen. Bei Hochzeiten mußte er die Gäste durch Linsperren in der Kirche zu einem Löse geld verleiten. Sein Weib ließ sich als Hochzeitsköchin engagieren und war in manchen Dörfern zugleich Hebamme. Jährlich am Martinstag mußte der Schul meister mit dem Viehhirten des Dorfes vor der versammelten Gemeinde er- ' Norbert Dworacek: Die Theresianische Schul reform, Diss., Innsbruck 1935.
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