OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

gen das Büchl (Namensbüchl) genug ent hält. Ebenso schöne Texte, die Hauptarti kel unseres christlichen Glaubens und ähnliche christkatholische Texte, denn was täglich von den Kindern geschrieben und geübt wird, bleibt ihnen ihr Leben im Gedächtnis und wird ihnen oftmals ein unaussprechlicher Nutzen im Alter sein. Auch sollen die Schulmeister allen Schülern ernstlich verbieten, daß sie von Unbekannten Sendbriefe oder andere Schriften nehmen oder abschreiben oh ne Wissen ihres Schulmeisters, „sintema len" oft böse Sachen von solchen unver ständigen Knaben durch fremde Hand schriften gestiftet und gefördert werden. (Mit „Unbekannten" sind die evangeli schen Emissäre gemeint, die aus dem Reich kamen. Anm. d. Verf.) 7.10 Von gebührlicher Schulzucht und Strafe^"^ Dieweil ohne Rute Kinder nicht erzo gen werden können, wie Salomon (Pro verbiorum 22) sagte. Die Torheit steckt den Knaben im Herzen, aber die Zucht rute wird sie von ihm vertreiben. Die Rute soll aber erst gebraucht werden, wenn Worte nichts helfen. Ein vernünftiger Schulmeister wird erst ernste Worte, mä ßige Streiche, jedes zu seiner Zeit und nach Gelegenheit, nach der Art seines Verbrechens wohl zu gebrauchen wis sen. (Mit dem Strafen war man nicht zim perlich. Darüber kann die milde Aus drucksweise der Schulordnung nicht hinwegtäuschen. Anm. d. Verf.) 7.11 Vom Essen und Trinken der Kinder in der Schule Zum Brotessen sollen die Schulmei ster den Kindern vor- und nachmittags allweg eine halbe Stunde frei lassen, und. ABC, die Rute droht! wie schon oben gesagt, dazu beten las sen. So sie aber trinken wollen, sollten sie nicht, so wie es ihnen einfällt, aus der Schule zum Brunnen laufen, wobei sie Schaden nehmen könnten, sondern das Wasser in einem kleinen Küpferling oder in einem anderen sauberen Gefäß herein tragen. Aber nüchtern soll der Schulmei ster kein Kind trinken lassen, da ihnen Krankheiten begegnen möchten. Gleich falls sollen die Schulmeister keinem Kind ' „1200 Jahre Benediktiner...", S. 149: Schläge gab es häufig, auch bei schulischem Versagen; Ingeborg Hecht: Schulgeschichten, Herderverlag, 1980; Lambrechts Deutsche Geschichte: Universal bibliothek, Leipzig 1910: Martin Luther konnte kaum laufen, als er schon zur Schule gebracht ward. Zur derben Zucht des Hauses trat früh ein verkehrter und pedantischer Unterricht. Schlä ge waren die Würze des Daseins. Aus persön licher Erfahrung hat er später geäußert: Vor Zei ten ward die Jugend allzu hart gezogen, daß man sie in der Schule Märtyrer geheißen hat. L. ist einmal an einem Schulmorgen fünfzehnmal hintereinander „gestrichen" worden.

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