OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

Mesner und Organist war, glaubte man berechtigt zu sein, einen Teil des Einkom mens zurückhalten zu dürfen. Die Eltern wollten ihm oft weder Efolz noch Holz geld geben. Sie zogen es vor, die Kinder den ganzen Winter zu Hause zu lassen. Außerdem betrieb die „Vischer Wolfin am Mühlberg" eine Winkelschule, wobei sie nur freiwillige Getreide- und Viktualienspenden begehrte. Auch 1702 wird eine solche Winkelschule erwähnt, die der Schneider Grillenberger betrieb. Schulgehilfen scheinen die Schulmeister nur selten gehabt zu haben. Die Schulen waren einklassig. Die Schule lag in unmittelbarer Nähe der St.-Johannes-Kapelle, die als Dorfkir che diente. Diese Kapelle war eine Filiale der Kirche von Kirchberg und wird schon 1370 erwähnt. Hier wurde schon damals vokale Kirchenmusik gepflegt, der Kantor unterrichtete Chorgesang. 1548 wurde in Kremsmünster die erste Papiermühle Oberösterreichs errichtet. Ein starker Einfluß auf die Schulpoli tik kam aus Steyr. 1344 wird dort erst mals eine niedere Schule genannt, auch Schulmeister und Schulgehilfen werden erwähnt. Auch in Steyr waren Schule und Pfarre eng miteinander verbunden, wie z. B. in einer Urkunde aus dem Jahre 143 7 belegt, in der dem Schulmeister von Herzog Albrecht der Kirchendienst aus drücklich befohlen wird. Im 16. Jh. herrscht protestantischer Einfluß in allen Lebensbereichen vor. Dazu kommt noch der aufkommende Humanismus, der bis in die Dorfschulen zu wirken beginnt. Der Kampf um die Seelen der heran wachsenden Jugend wird sehr hart ge führt. Dem Stift - selbst in Nöten - ist da her die Unterrichtung der Kinder ein wichtiges Anliegen geworden. Das Klo ster war seit 1560 fast entvölkert. Daher auch die verstärkten Reform bemühungen der Äbte. Nach der Schul ordnung von Abt Johann Spindler aus dem Jahre 1600 hat 1601 Abt Alexander von See eine Verbesserung der Kinder lehre in den dem Stift unterstellten Pfar ren versucht. Das betraf auch Pfarrkir chen-Hall. Man darf nicht übersehen, daß in al len Herrschaftssitzen um das Stift herum evangelische Prediger eifrig tätig waren. Die Normalschule nach der Reform Maria Theresias wurde in Kremsmün ster im Jahre 1776 errichtet. Die aufmerksame Lektüre der ange schlossenen Schulordnung vermittelt ein Bild über die inneren Zustände der Schu len, ihre Methoden und Erziehungsziele. 7. Die deutsche katholische Schulordnung Sie wurde aus der Fülle der Schul ordnungen ausgewählt und hat als schriftliche Quelle zur Schulgeschichte sicher Allgemeingültigkeit für den Be reich der Diözese Passau. Deshalb über trage ich die zur Verfügung stehende Schulordnung gedanklich auf Pfarrkir chen-Hall. Dort wie da lebten Bauern, Ackerbürger und Handwerker. Das Ori ginal der Schulordnung ist leider verlo rengegangen, es gibt aber wortgetreue Abschriften. Die Anweisungen und Rat schläge für den Schulmeister bauen auf den Gepflogenheiten vorausgehender Jahrzehnte auf. Wir gewinnen dadurch einen Einblick in das Schulwesen im spä ten Mittelalter. Mit 22. Februar 1600 ist die Schul ordnung des Marktes Kremsmünster wirksam geworden. Der schwer lesbaren Formulierungen entkleidet, ist diese An-

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