OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

größere Auditorium hat der Pastor zu Mühlgrub^^" 1610 ersetzten die Haller den katho lischen Lehrer gewaltsam durch den un katholischen Caspar Zehetner, einen Maurer, und quartierten ihn kurzerhand auf dem Friedhof ein, wo vermutlich ein kleines Gemäuer dies ermöglichte. Auf diesem Friedhof ist um 1606 zuerst der evangelische Bürgermeister Hilbling be stattet worden. Die schon lange anste hende Verhandlung wegen des Gartens, der zum Friedhof geworden war, und dem Mesner- und Schulhaus wurde schließlich 1611 durch den Burggrafen zu Steyr zugunsten der katholischen Sei te abgeschlossen, der Verkauf durch die Gemeinde untersagt und die sofortige Freigabe des Hauses verfügt. Zu dieser Zeit war schon der sehr eloquente Prädikant Simon Mann bei Fenzl tätig. 1611 war auch das Schulhaus vor dem Schloß Mühlgrub erbaut worden, wo Mann wohnte, als Pastor agierte und Schule hielt. Bis 1614 war er in Mühlgrub und anschließend bei der Familie Jörger in Wien-Hernals als Prediger und Diakon, wo er im Jahre 1617 starb und am kaiser lichen Gottesacker vor dem Schottentor beigesetzt wurde. Bekannt geworden ist er durch seinen Disput mit dem Jesuiten Cobenzl. Ich führe dies an, weil es zeigt, daß diese gebildeten Männer den meist weniger geschulten katholischen Prie stern die Seelsorge und das Lehren sehr erschweren konnten. Das gilt auch für den folgenden Prädikanten Christophorus Crinesius. Im übrigen ist das Schul haus in Mühlgrub auch viele Jahre später immer noch von der Bevölkerung als das Schulhaus genannt worden. Pfarrer Lau rentius Veer schrieb später, daß die Woh nung des Prädikanten schöner gewesen sei als der Pfarrhof in Pfarrkirchen. Das Haus wurde vor einigen Jahren abgeris sen. Aus 1609 haben wir noch einen Ver merk, daß man dem Pfarrer wieder ein mal einen „gotteslästerlichen Mann" als Gesellpriester aufdrängen wollte, woge gen er sich zur Wehr gesetzt habe. Stürtzer hatte ständig zu kämpfen. Achaz Fenzl von Baumgarten starb am 17. No vember 1614 und wurde in Steyr begra ben, wo der „geschwätzige Prädikant aus Mühlgrub eine fulminante Leichenrede" gehalten habe. Pfarrer Stürtzer, der Jahr zehnte um seine katholische Gemeinde kämpfte, starb am 18. Dezember 1618. Um seinen Nachlaß wurde noch lange prozessiert. Ihm folgte Johann Christoph Debschitz aus der Diözese Meißen, zu letzt Kaplan in Sierning, Pfarrer in Pfarr kirchen bis 1623^'. Im Jahre 1622 schrieb er ins Taufbuch: „Dieses Kind ist das erste, welches die Haller in vier Jahren zur Taufe gebracht haben, und dies nur, weil der Prädikant zu Grub nicht zu Hause geBekannte Namen von Kaplänen, die teilweise auch unterrichtet haben. Im 16. und Anfang des 17. Jh. ist ihre Gesinnung oft nicht erkennbar, meist aber protestantisch beeinflußt. Die beige setzte Zahl ist das Jahr ihrer urkundlichen Er wähnung: Georg Puchkircher 1401; Hans Puchkircher 1447/1473; Hans Winsleitner 1467; Wolfgang Feuersprung 1545; Andre Dorfner 1557; Johann Marksteiner 1558; Christoph Hofstetter 1572/1587; Bernhardt Poschauer 1574; Georg Wenger 1577/1581; Hieronymus Schütz 1580; Peter Dorg(n)er 1580; Hans Rumpl 1590; Ulrich Mosholzer 1590; Johann Graf(ius) 1596/ 97; Preglinger 1598; Simon Mann 1604 bis 1614; Münzer 1606; Christophorus Crinesius 1618 bis 1624. 1625 Vizedechant in Krems, vorher Pfarrer in Stein, 1630 Oberwölbling, 1634 Chorherrenstift St. Pölten. Hier gestorben. G. B. St. Pölten, 1/122, 123, 151; III/143; VI/111.

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