OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 2

ruhen gaben der evangelischen Bewe gung neuen Auftrieb. Ein geregelter Schulbetrieb war unter diesen Umstän den nicht denkbar. Pfarrer Stürtzer berichtete einmal, daß seine Kinder und einige andere aus dem Dorfe vom Gesellpriester unterrich tet wurden, weil es keinen Schulmeister gab. Auch im Shft zeigten sich Folgen eines unsicher gewordenen Mönchtums. Abt Markus Weiner (1558-1564), der der fiäresie zugetan war (ich zitiere aus „1200 Jahre Benediktiner in Kremsmün ster"), soll im Kloster öffentlich Idochzeit gehalten haben. Er mußte 1564 sein Amt niederlegen. Eine Wende hat sich erst unter Abt Erhard Voit (1571-1588) an gebahnt, der mit behutsamen Reformen den Übergang suchte. In den abtlosen Jahren nach Weiner (1565-1567) war das Stift vom Prior und dem weltlichen Verwalter Baltasar Wiellinger - ein Na me, den wir auf beiden Seiten finden - ge leitet worden. Zurück zur Lage in Pfarrkirchen. Nach einer neuerlichen Klage des Abtes ließ Martin Stocker unbekümmert in Hall „zusammenläuten", und der „abge schaffte" Benefiziat Preglinger predigte wieder. Das geschah zur Zeit des Abtes Johannes Spindler. Er erschien persön lich und versperrte die Kirchentür, woge gen der Lehensvogt Sinzendorf prote stierte. Der Prädikant spendete im Jänner 1599 noch bei Wucherer in Mühlgrub die hl. Kommunion, außer dem Hausge sinde noch etwa 40 Personen, Bürgern aus Hall und Bauersleuten aus der Um gebung. Bis 17. Jänner predigte er auch im Schloß Feyregg jeden Sonn- und Feiertag. Stocker verbot seinen Unterta nen, die Pfarrkirche zu besuchen. Seine Leute wurden bewaffnet, um den Prädikanten zu bewachen. Stocker selbst pre digte vor dem Prädikanten mit ärgsten Schmähungen gegen alles Papistische. Nach einem Dekret des Landeshaupt mannes predigte der Prädikant zwar nicht mehr, aber die meisten Neugebore nen wurden von ihm getauft. Viele Men schen aus Hall und Waldneukirchen kommunizierten im Schloß. Pfarrer Stürtzer wandte sich mit Unterstützung des Abtes an den Landes hauptmann, und dieser reichte die Be schwerde mit seinem Gutachten an Erz herzog Mathias weiter. So wurde Pfarr kirchen-Hall zu einer Staatsaktion. Mar tin Stocker wurde aufgefordert, allen Unfug einzustellen. Mit 9. August 1599 wurde die Benefiziatenwohnung an den vom Abt genehmigten neuen katholi schen Kaplan nun doch abgetreten. Ein langwieriger Rechtsstreit zwischen Pilgram Sinzendorf und dem Pfarrer dauer te bis 1618. Die Sinzendorfschen Erben mußten schließlich wieder die Weingär ten freigeben und auch alle anderen Gü ter, die zum Benefizium gehörten, womit die Zuwendungen an den Schulmeister wieder auflebten. Allerdings ist im Ur barbüchel (1582) mit Datum 1600 der Passus gestrichen, der dem Schulmeister die „Verehrung" zuspricht und der ver merkt, daß diese Verpflichtung die Ge meinde Hall übernommen habe. Die jährliche Zuwendung betrug nur zwei Schillinge. Am 14. April 1601 hat es eine Aus einandersetzung des Wucherer zu Grub mit der katholischen Bruderschaft we gen einer Wiese gegeben. Die Verwal tung des Stiftes hat sich entschieden hin ter die Bruderschaft gestellt, und als am 26. April 1602 die Ehefrau des Wucherer, Regina, starb, wurde ihr die gewünschte

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