OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

die Persönlichkeit Baumkirchers in ihrem Verhält nis zu Politik, Wirtschaft und Architektur; ich er wähne als Pars pro toto die Arbeit Brigitte HallerReiffensteins zum Verhältnis Baumkirchers zu sei nem Landesfürsten Friedrich III., die zugleich be zeichnende Streiflichter auf die Persönlichkeit die ses rätselhaften und so unterschiedlich bewerteten Habsburgers wirft, und den als vorläufigen For schungsbericht gedachten, aber nichtsdestoweni ger hochinteressanten Beitrag des Wiener Kunst historikers Gerhard Seebach über Andreas Baumkircher als Bauherrn. Hier wird wieder einmal die Frage nach den „Inhalten" spätmittelalterlichen Bauens gestellt, versucht, die Architektur der adeli gen Auftraggeber in ihre historischen und politi schen Zusammenhänge zu stellen. Seebach be richtet über die Untersuchung des sogenannten Baumkircher-Monuments in Schlaining, über stili stische und technologische Querverbindungen zur Architektur Ungarns, der Steiermark und zu Bauten der Frangipan in Slowenien. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenstellung aller be kannten spätmittelalterlichen Bau- und Dekora tionsteile aus Terrakotta (S. 242 bis 246), darunter auch die oberösterreichischen Werkgruppen aus dem Innviertel (Aspach, Braunau, Schärding, Obernberg) sowie aus der Umgebung von Wels (Holzhausen, Wels, Barbarakapelle). Man kann nur hoffen, daß Seebach die Ergebnisse, die er in Schlaining nur andeuten konnte, einmal in extenso publizieren wird. Der zweite Band über die Türkenzeit im süd lichen Burgenland weist eine ähnliche Struktur auf, wiederum reicht das Spektrum der histori schen Ansätze von der politischen Geschichte über Realienkundliches (Waffenentwicklung, Wehrbauten, Kunst) bis zur Wirtschafts- und So zialgeschichte (Kropf, Aufbau und Entwicklung der Gutsherrschaft während der Zeit der Türken kriege; Breu, Die Ansiedlung der burgenländischen Kroaten im Gefolge der Türkenkriege u.a.m.). Zusammenfassend kann man die Herausgabe der beiden Bände nur begrüßen und sich Nach ahmungen in anderen Regionen Österreichs wün schen. In einer Zeit explodierenden Wissensumfanges sind derartige Zwischenberichte zur aktuel len Forschungslage ein unerläßliches Bindeglied zwischen den täglichen Anforderungen wissen schaftlicher Arbeit und der „endgültigen" Publika tion der Ergebnisse. Bernhard Prokisch Die Krippensammlung des Salzburger Museums und Abwehrzauber und Gottvertrauen - Klein odien Salzburger Volkslrömmigkeit. Katalog zur Weihnachtsausstellung 1985/86. (= Salzburger Museum Carolina Augusteum, ]ahresschrift, Band 31.) Salzburg 1985. 360 Seiten mit 249 Schwarzweißabbildungen und 36 Farbtafeln. Es ist zwar unüblich, Museums-Jahresschrif ten u. dgl. zu rezensieren, in diesem Fall soll jedoch eine Ausnahme gemacht werden, da es sich bei diesem Salzburger Museumsband zugleich um einen wertvollen Katalog handelt, der über die Be stände an Krippen sowie an verschiedenen Heils zeichen, Amuletten usw. Auskunft gibt. Anlaß hie für war das 150jährige Bestandsjubiläum des Salz burger Museums Carolino Augusteum. Der erste Teil des Kataloges ist der Krippen sammlung gewidmet, bearbeitet von Christa Svoboda. In ihrer Einführung zum Thema gibt die Lei terin der kunstgewerblichen Abteilung an diesem Museum, beginnend mit dem „Kindlwiegen", einen kurzgefaßten allgemeinen Überblick über die Ge schichte der Krippe, insbesondere der Weih nachtskrippe, vornehmlich im Land Salzburg. Die dabei angeführte Figurenfolge bei den Wechsel szenen (S. 12) wurde nach Bogners „Krippenlexi kon" mit den darin enthaltenen Ungereimtheiten übernommen. Das Krippenverbot Kaiser Jo sephs II. von 1782, „welches er allerdings 1804 (so!) wieder zurücknehmen mußte", wirkte sich auch im Land Salzburg sehr zum Schaden vieler Krippen aus. Die „Geschichte der Krippensammlung" zeigt vor allem den enormen Bestandsaufbau nach dem Jahre 1944, als im Bombenhagel der Großteil der damaligen Objekte vernichtet worden war; heute sind es bereits fast hundert Krippen und viele Ein zelteile. Besonders wertvoll ist der umfangreiche und ausführliche Katalogteil, beginnend mit einer süd ländischen mechanischen Kastenkrippe um 1700 bis hin zu einer 1983 entstandenen prachtvollen Keramikkrippe einheimischer Provenienz. Neben Salzburger Arbeiten sind, wie erwähnt, auch Krip pen anderer Herkunft vertreten, darunter auch ei nige Salzkammergutkrippen; von neueren Arbei ten aus Oberösterreich auch eine Heimatkrippe von Hans Mairhofer-Irrsee aus Zell am Moos. Unter „Krippennahe Darstellungen" finden wir z.B. auch ein Martyrium des heiligen Stephanus, das in den vielfigurigen alten Oberinnviertier Krip penwerken ebenfalls anzutreffen ist. „Christ kindin", Frautrag- bzw. Herbergsuchbilder oder -figuren, ein Dreikönigssegen und schließlich eine

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