OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

waren aber auch die Schule des Dorfes, die Lehrerwohnung und der Pfarrhof unter gebracht. Bald sah man ein, daß diese Lösung nicht die beste war, und so wurde beschlossen, sich um ein anderes Haus umzusehen. Da wurde die leerstehende, ein fache Bischofsresidenz in St. Andrä im Lavanttal zum Kauf angeboten. Es war durch die Hochherzigkeit von Erzherzog Maximilian möglich, das St. Andräer Haus zu kaufen. So wurde nach siebenjährigem Aufenthalt in Baumgartenberg das Noviziat nach Kärnten verlegt und die ehemalige Abtei am 1. Mai 1865 an die Kongregation der „Frauen vom Guten Hirten" verkauft. Die Jesuiten in Steyr seit 1865 Schon in den Jahren 1834 und dann wieder 1836 wurde sowohl von Bischof Ziegler als auch von Steyrer Bürgern der Versuch unternommen, vom Kaiser die Rückführung der Jesuiten nach Steyr zu erreichen. Aber verschiedene Schwierigkei ten und schließlich dann das Jahr 1848 machten dem Planen ein Ende. Erst unter Bischof Rudigier konnte den Jesuiten am 23. April 1865 die Dominikanerkirche in Steyr übergeben werden, allerdings ohne Kloster, das bereits anderen Zwecken diente. So wurden über der Sakristei der Kirche und im Chorraum der Dominikaner Wohnungen eingerichtet, die aber durch die Enge des Raumes von den Bewohnern ein gerütteltes Maß an Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft forderten. Trotzdem wohnten bis 1910 durchschnittlich elf Jesuiten (Patres und Brüder) in diesen engen Räumen. Aber es waren seelsorglich sehr fruchtbare Jahre, sowohl für Steyr als auch für die nähere und weitere LJmgebung. In diesen 45 Jahren hielten die Steyrer Patres 2.476 Volksmissionen. 1905 wurden z. B. 130 Missionen abgehalten. Aber auch die Tätigkeit in der eigenen Kirche kam nicht zu kurz. Besonders die Predigten waren sehr gut besucht. Als Abschluß der Fastenpredigten wurden „öffentliche Exerzitien" gehalten, getrennt für Männer und Frauen. Die Kirche wurde eine beliebte Beichtkirche. An Sonn- und Feiertagen waren die Patres nicht selten bis in die frühen Nachmittagsstunden in den Beichtstühlen beschäftigt. Daneben gab es Aushilfen für die Pfarren der Umgebung. Auch eine intensive religiöse Betreuung der Kranken gehörte zu den Aufgaben der Patres. Um die Jahrhundertwende wurden mehrere Marianische Kongregationen gegründet, die sich als äußerst fruchtbar erwiesen. Noch 1934 gab es Kongregationen für Männer, Frauen, Jungfrauen, Hausangestellte, für die männliche und weibliche Jugend und für die Studenten. Nach Überbrückung des MK-Verbotes in der NS-Zeit wurden die Kongregationen wiedererrichtet und mit wechselndem Erfolg weitergeführt. Noch stand aber eine ernste Krise bevor. Infolge der Ausfälle vor allem in der NS- und Kriegszeit war es für die Provinziale immer schwieriger geworden, die not wendigen Arbeitskräfte den einzelnen Häusern der Provinz zuzuteilen. Einige Häuser mußten aufgelassen werden. Einige Jahre später drohte der Residenz in Steyr das gleiche Schicksal. Das konnte jedoch abgewendet werden, wozu die vielen sponta nen Fürsprachen aus Kreisen der Steyrer Bevölkerung beitrugen. Aber die Residenz konnte in den letzten Jahren nur mehr mit wenigen Patres besetzt werden. Manche

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