OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

Die Jesuiten auf dem Freinberg seit 1837 Erzherzog Maximilian von Österreich-Este ließ vom Frühjahr bis Ende Okto ber 1828 auf dem Freinberg einen Probeturm für die Stadtbefestigung erbauen. Nach der Erprobung (Beschießung im September 1829) war der Turm ohne weitere Bedeutung. Maximilian wollte die Jesuiten nach Linz berufen. „Da", wie er in dem bedeut samen Brief vom 22. November 1833 an seinen Bruder Ferdinand schrieb, „andere Gebäude für eine Klostergemeinde hier nicht zu finden sind, so kam mir der etwas bizarre Gedanke..., dieselben (d.s. die Jesuiten) in dem von mir zuerst erbauten Thurme einzuquartieren und zu diesem Behufe zwei Stockwerke aufzusetzen und an der Seite eine große Kapelle zu bauen..." Noch im selben Jahr bot er das Bauwerk den Jesuiten an, aber erst nachdem er selbst die zwei Stockwerke von Mitte 1834 bis Mitte 1835 hatte aufsetzen und daneben die Kirche von Mitte 1835 bis Mitte 1837 hatte erbauen lassen, waren die Jesuiten bereit, das erneute Angebot des Erzherzogs anzu nehmen. Zunächst kamen ein Pater und zwei Laienbrüder aus Graz. Diesen wurden am 9. August 1837 von Erzherzog Maximilian persönlich Turm und Kirche „zu immerwährendem freiem Nutzgenuß" übergeben. Das Haus diente der Seelsorge und als Studienhaus der Philosophie für die Scholastiker des Ordens. Das Revolutionsjahr 1848 vertrieb die Jesuiten. Aber bereits 1851 kamen die Patres wieder zurück und führten auf Einladung von Bischof Ziegler das Knabenseminar für die Diözese Linz. Den wenigen Schülern am Anfang folgten bald an die hundert. Der über diesen Erfolg erfreute Erzherzog ließ ein neues Seminargebäude neben dem Turm bauen (1851-1853). Die Schule bekam 1856 das Offentlichkeitsrecht, das ihr aber bereits wieder 1868 entzogen wurde. So mußten die Freinberger Studenten ihre Reifeprüfung am Staatsgymnasium in Linz ablegen. Dieser Umstand, aber auch das Bedürfnis der Diözese nach einer größeren Anzahl von Priesterkandidaten veranlaßten Bischof Doppelbauer, ein eigenes Knabenseminar zu bauen, das „Petrinum", das 1897 bezo gen werden konnte. Das Haus auf dem Freinberg war zunächst Residenz für die Volksmissionare, 1900 wurde es Probationshaus für die Patres des vom Orden vor geschriebenen dritten Probejahres. Die Zeit des Knabenseminars auf dem Freinberg war sowohl für die Diözese als auch für die Orden eine fruchtbare Zeit. In den 46 Jah ren von 1851 bis 1897 haben 350 Maturanten den Weltpriesterstand und 147 den Ordenspriesterberuf gewählt. 1912 wurde unter dem Rektorat des P. Noldin eine Missionsschule, das „Collegium Aloisianum" eröffnet, das Ordens- und Missions berufe heranbilden sollte. Bald waren es 150 bis 160 Schüler, sodaß wieder ein Zubau notwendig wurde. Im Ersten Weltkrieg wurde das Haus zum Teil als Reservelazarett bean sprucht und dann ein größerer Teil für Familienwohnungen. Langsam konnte sich das Haus von all den Schlägen nur mühsam erholen. 1938 machten die Machthaber des Dritten Reiches diesen Anstrengungen ein vorläufiges Ende. Bis zu 700 Mann Flak- und Infanteriesoldaten zogen ein. Am Ende des Krieges konnte eine Sprengung des Gebäudes durch P. Alfred Loschek verhindert werden, und der Freinberg wurde

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