OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

Haus wurde auch eine Art Knabenseminar zur Heranbildung von Priestern ein gerichtet. (Das Haus gehört jetzt der Volkskreditbank.) Nach Beendigung des Dreii?igjährigen Krieges brachte die Pest 1649 schwe res Unheil über die Stadt. Die Jesuiten nahmen sich besonders der armen Bevölke rung an. Zwei Patres, die den Sterbenden den letzten Beistand leisteten, wurden das Opfer ihres unermüdlichen Einsatzes. Mit dem Jahr 1650 begann eine rege Bautätig keit. Der alte Dechanthof und das „Dreischwesternhaus", südlich der Pfarrkirche gelegen, wurden abgebrochen, und am 9. Juli 1652 erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Kollegium, obwohl noch nicht das ganze Grundstück für den Bau erworben werden konnte. Trotz aller Schwierigkeiten ging der Bau rasch voran, sodaß die Jesuiten das neue Gebäude 1657 beziehen konnten. Der Trakt für die Schulen wurde aber erst 1669 vollendet, weshalb das Gymnasium und das Knabenseminar noch in den bisherigen Häusern verbleiben mußten. Nach weiteren langwierigen Verhand lungen konnte endlich mit dem Bau der Kirche begonnen werden. Der Grundstein für das neue Gotteshaus wurde am 31. Juli 1669 durch den Propst von St. Florian gelegt. Die Kirchenweihe erfolgte am 4. September 1678 durch den damaligen Fürstbischof von Passau, Sebastian Graf von Pötting, obwohl noch der Hochaltar und zwei der geplanten sechs Seitenaltäre fehlten. Diese wurden erst 1683 fertiggestellt. Durch viele Wohltäter konnte die Kirche immer schöner ausgestaltet werden. So ließ z.B. der Propst von St. Florian, David Fuhrmann, das schöne Marmorgitter vor dem Hochaltar aufstellen; zum Dank für dieses Geschenk und die zahlreichen anderen Wohltaten erteilte der Ordensgeneral dem Prälaten die „communicatio meritorum Societatis". Neben der eifrigen seelsorglichen Tätigkeit trat der Orden aber ganz beson ders durch seine Schulen hervor. Die Erfolge mit dem Gymnasium ermunterten die Jesuiten zu einem weiteren Ausbau ihres Schulwesens. 1669 kam zum bisherigen Gymnasium schrittweise noch eine höhere Lehranstalt mit einem philosophischen, theologischen und juridischen Lehrgang dazu. So wurde das Gymnasium zu einem Lyceum oder Gymnasium academicum erweitert, das auch das Recht der Verleihung des Titels eines „Baccalaureus" und „Magister ex philosophia" hatte. Zwar kam es aber nicht zu einer wirklichen TitelVerleihung, weil sowohl die förmliche Organisa tion zu einer Fakultät als auch die päpstliche Bestätigung fehlte. 1752 kam der Lehr stuhl für apologetische Dogmatik und 1765 der für Exegese dazu. Das Jus civile lehrte seit 1728 ein weltlicher Professor. Das Gymnasium hatte 300 bis 400 Schüler, die dreijährigen philosophischen Jahrgänge 70 bis 130 Studierende. Kurz vor der Auf hebung des Ordens zählen die Berichte von 1771 130 Hörer der theologischen, 58 der philosophischen und 285 Studenten der Gymnasialfächer. Europäische Bedeutung bekam auch das von den Jesuiten gegründete Collegium Nordicum (jetzt Stadtmuseum „Nordico"), eine Bildungsstätte für die in ihrer skandinavischen Heimat bedrängten Katholiken. Noch auf einem anderen Gebiet traten die Jesuiten in Linz besonders hervor. Seit jeher wurde im Jesuitengymnasium das Schauspiel gepflegt, viele Theaterstücke wurden zur Aufführung gebracht, neue verfaßt. Zuerst spielte man in einem Hof des ehemaligen Herleinsberger-Freihauses, dann in der Pfarrkirche, im Refektorium und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2