OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

de Menge Wasser. Fast eine halbe Stunde knetet die Bäuerin dann die Masse in dem Trog. Je geschmeidiger der Teig, desto lauter wird das Schnalzen, wenn ihre Hände in die Masse greifen. Zum Schluß macht sie auf den ferti gen, glänzenden Teig drei Kreuze, be sprengt ihn mit Weihwasser und deckt ihn mit einem Tuch zu. Der Teig muß nun über Nacht rasten. Am Morgen des Samstages herrscht um halb 6 Uhr schon Betrieb in der Stube. Die Bäuerin und ihre 82jährige Mutter haben viel zu tun. Die Teigmasse wird nun mit Salz, Kümmel, Fenchel, Koriander und Anis gewürzt, nochmals um 10 Kilo Mehl und Wasser vermehrt und fest durchge knetet. Als nächstes werden die Brotkörberl in die Stube gebracht und mit weißen Lei nentüchern ausgelegt. Ist der Teig gut durchgeknetet, wird er portioniert und in die Backkörbe verteilt. Um 6 Uhr früh stehen bereits 18 Körbe mit Brotteig auf dem großen Bauerntisch. Nun muß der Teig rund zweieinhalb Stunden lang „gehen". In der Zwischenzeit wird die mor gendliche Stallarbeit erledigt. Gegen 7 Uhr früh heizt die Bäuerin den gegen über dem Wohnhaus gelegenen Back ofen an. Ein rund 50 cm hoher Stoß mit schön geschichteten Backscheitern wird angezündet. Dann werden als erstes die „Glutzelten" aus den im Trog zurück gebliebenen Teigresten ausgewalkt, auf den warmen Rand der Ofenplatte gelegt und gebacken. Mit Butterschmalz bestri chen, gesalzt und zu warmer Milch ge trunken ergeben sie ein schmackhaftes Frühstück. Ist der Holzstoß völlig niederge brannt, wird die Glut mit der „Ofenglugger" über die ganze Backplatte verteilt, um so die Fläche gleichmäßig zu erhit zen. Die beiden „Zuglöcher" werden mit feuchten Lappen zugestopft, um genü gend Oberhitze zu erhalten. Nach einer halben Stunde kehrt dann die Bäuerin die Glutreste und Asche säuberlich mit einem in Wasser getauchten Tannenrei sigbesen aus dem Backofen und „schießt" anschließend die Laibe, die die Familien angehörigen in den Körben aus der Stu be bringen, in den Ofen. Der erste Laib er hält durch Druck mit einem Finger in der Mitte eine kleine Vertiefung und wird deshalb als sogenannter „Lochlaib" be zeichnet. Sind alle Laibe drinnen, wird das Ofentürl verriegelt. Der nächste Arbeitsvorgang nennt sich „Brotumwaschen". Dazu holt die Bäuerin nach etwa dreißig Minuten die Brotlaibe kurz aus dem Ofen und bürstet sie mit heißem Wasser ab. Dadurch wer den sie schön glänzend. Abermals in den Ofen „eingeschossen", werden sie nun fertiggebacken. In der Zwischenzeit ist die Morgen frische längst gewichen. Wir unterhalten uns mit Frau Reiter, warum sie sich die Arbeit antut, da doch die Bäckereien direkt ins Haus liefern. Die Antwort: „Weil uns das eigene Brot viel besser schmeckt." Nach einer Stunde holt sie die gold braunen, duftenden, heißen Laibe aus dem Backofen. Jeder einzelne wird kri tisch gemustert, in eine große Schwinge gelegt und ins Haus getragen. Vierzehn Tage reicht der Vorrat. Dann wird der Backtrog wieder in die Stube gebracht...

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