OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

Ein Teil unserer Familiennamen geht auf die alten Einzelnamen (Vor- bzw. Taufnamen) zurück. Man kann fast behaupten, daß, wenn bei einem Familiennamen eine andere Deutung nicht zu finden ist, er am ehesten von einem solchen Namen abstammt. Aus dem Vornamen Reinhard entwickelten sich beispielsweise die Fami liennamen Rehnert, Renner, Renger, Reinelt, Reimer, Reim, Rehm, Reimann, Rembrandt. Rein, Reine, Reinecke, Ranke, Renz, aus dem Taufnamen Matthias wieder Matthies, Matthy, Matz, Matzke, Maschke, Matschke, Mätschke, Mathisson, Hiesel. Hinlänglich bekannt sind die sogenannten Berufsnamen, denen wir ebenfalls recht oft begegnen - man denke nur an die vielen Schmid oder Müller. Für viele Berufe gibt es aber auch umschreibende Namen^; Nestroy verwendet solche gern in seinen Possen''. Auf körperliche Eigenschaften verweisen die Namen Lang, Kurz, Groß, Klein, Krause, Roth, Schwarz usw. Auch hier gibt es viele, manchmal gar nicht schmeichelhafte Umschreibungen; so für einen dunklen Menschentyp außer Schwarz auch Raab, Moriggl, Schwarzkopf, Schwarzäugl oder Rußkäfer. Körper liche Besonderheiten und Gebrechen (Fingerlos, Handlos, Stummer, Schieler) sowie charakterliche Eigenschaften (Klug, Seelig, Ohnesorg, Biedermann, Köck, Resch, Wohlgemuth) finden ebenfalls ihren Ausdruck. Schier unendlich ist die Zahl der Herkunftsnamen, also jener Namen, die etwas über die Herkunft bzw. Abstammung des ersten Namensträgers aussagen. Die bunte Palette reicht von Ländernamen (Bayer, Heß, Böhm, Unger) über Namen bekannter örtlichkeiten (Wiener, Prager, Würzburger) bis zu Namen oft winziger Weiler und Einzelgehöfte (Haager, Enzinger, Obermüller, Schweighofer) und zu Flurnamen und Geländeformen (Berger, Thaler, Gruber, Ebner). Aus heutiger Sicht läßt sich manchmal nicht eindeutig feststellen, wie ein Name tatsächlich entstanden ist, auch wenn seine Bedeutung klar zu sein scheint. Es kommt immer wieder zu gewissen Überschneidungen. Der Name „Fuchs" ist zum Beispiel zweifellos vom gleichnamigen Tier abgeleitet; zumeist ist damit ein fuchsfarbener (rothaariger) Mensch gemeint. Es ist aber durchaus auch möglich, daß der erste Namensträger etwa schlau wie ein Fuchs gewesen ist, und schließlich kann es sich um eine Ableitung von einem Hauszeichen handeln, falls der Namensträger in einem Haus „Zum Fuchsen" gewohnt hat. Dies alles läßt sich ohne größere Mühen aus den Familiennamen herauslesen, vorausgesetzt, daß es sich um deutsche Namensformen handelt. Stammen die Namen aber aus anderen Sprachen, wird es ungleich schwieriger, weil in der Regel nur der Fachmann über die nötigen Sprachkenntnisse verfügt. Nun kommen aber besonders im österreichischen Raum viele slawische, ungarische und italienische Namen vor - kein Wunder, war doch die alte österreichisch-ungarische Monarchie ein Vielvölkerstaat mit vielen Sprachinseln und gemischtsprachigen Gebieten. Fast ^ Für den Beruf des Koches gibt es beispielsweise die umschreibenden Namen Schaumlöffel, Kessel, Wiegelmesser, Pfannstiel, Feuerhake, Gensfleisch, Bratfisch, Süßmilch, Pfannkuch, Saueressig u.v.a. In der Zauberposse Lumpazivagabundus heißt der Tischler „Leim", der Schneider „Zwirn" und der Schuster „Knieriem".

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