Tschechische Familiennamen in Oberösterreich Von Emil Puffer Beschäftigt man sich etwas näher mit der organisch gewachsenen Welt unserer Familiennamen, ist man von der unglaublich großen Menge und Vielfalt der Namen nahezu überwältigt. Die Rufnamen sind wohl so alt wie die Menschheit selbst, die Familiennamen dagegen sind wesentlich jünger und im deutschen Sprach raum noch keine tausend Jahre alt. Bis dahin genügte der Rufname und allenfalls der Vatersname vollauf zur Bezeichnung einer Person. Doch seit dem 12. Jahrhun dert reichte die Zahl der Rufnamen nicht mehr aus - mit einem Namen allein war eine bestimmte Person nicht zu identifizieren. Zusätzlich zum Rufnamen war nun ein wei terer Name nötig, eben ein „Zu"-Name. Aus diesem hat sich dann der Familienname im heutigen Sinn entwickelt. Im deutschen Sprachgebiet begann dieser Prozeß in den großen Städten am Rhein und war zu Beginn des 15. Jahrhunderts im wesentlichen abgeschlossen^. Die Namenforschung, die sich mit der fierkunft, Geschichte und Deutung der Familiennamen beschäftigt, hat sich insbesondere seit der Mitte des 19. Jahrhunderts stark entwickelt und stellt heute eine eigene wissenschaftliche Diszi plin dar^. Selbstverständlich kann aber auch der Laie so manche interessante Einzel heit aus dem Familiennamen herauslesen. Bei den meisten Namen ist relativ leicht zu erkennen, ob für die Namensgebung ein Beruf, eine körperliche oder geistige Eigenschaft oder aber die Herkunft des ersten Namensträgers Pate gestanden hat. ' In manchen Gebieten (z. B. Alpenregion, deutsche Nordseeküste) kam es zur Ausbildung der Familien namen wesentlich später; man behalf sich, indem man zusätzlich zum Vornamen den Hausnamen bzw. den Namen des Vaters als weiteres Unterscheidungsmittel verwendete. Dienstboten und Hörige blie ben ebenfalls noch lange ohne festen Familiennamen; diese bezeichnete man außer mit dem Vorna men mit dem Namen ihrer Herrschaft. Die orthodoxen Juden in Galizien wurden erst Ende des 18. Jahr hunderts zur Annahme eines Familiennamens verhalten; sie sollen dann je nach Bezahlung mehr oder weniger wohlklingende Namen erhalten haben. ' Die wissenschaftliche Grundlage für die Namenforschung legte Jakob Grimm, die ersten einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten bzw. Nachschlagewerke sind: H. F. Abel: Die deutschen Personennamen. Berlin 1853; K. G. Andresen: Die altdeutschen Personen namen in ihrer Entwicklung und Erscheinung als heutige Geschlechtsnamen. Mainz 1873; £. G. Förste mann: Altdeutsches Namenbuch. I. Band: Personennamen. Nordhausen 1854-56; A. F. Pott: Die Perso nennamen, insbesondere die Familiennamen und ihre Entstehungsarten. Leipzig 1853; F. Stark: Die Kosenamen der Germanen. Wien 1868; L. Steub: Die oberdeutschen Familiennamen. München 1870; A. F. Vilmar: Die Entstehung und Bedeutung der deutschen Familiennamen. Marburg 1855.
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