meinde Pfaffing, Bezirk Vöcklabruck)^" oder der leider zerstörte von Altenberg (Gem. Eschenau, Bez. Grieskirchen)^k Insgesamt sind für Oberösterreich 361 künstliche Höhlen nachgewiesen (Stand August 1986), von denen jedoch nur noch 24 erhalten sind. Davon haben sich 144 unter Bauernhöfen (meist Einschichthöfen), 94 in Wald, Feld oder Wiese, 91 unter Häusern in Ortschaften, 23 unter Schlössern, Burgen oder Edelsitzen, 6 unter Kirchen, 3 in Friedhöfen befunden. Bei jenen 94, die im freien Gelände re gistriert wurden, kann es auch sein, daß sie mit jetzt nicht mehr vorhandenen Häusern in Verbindung standen. Daß die Erdställe den mittelalter lichen Bewohnern von großer Wichtig keit waren, beweist schon allein die mü hevolle und zeitraubende Herstellung. Wie der Verfasser durch einen prakti schen Versuch belegen konnte^^ kann man annehmen, daß der Grabungsarbei ter (= der Errichter des Erdstalls) in einer Woche ein Gangstück von etwa ein Me ter Länge zu graben imstande war. Dabei verrichtete der Mineur Schwerstarbeit. In einer liegenden, knienden oder ge bückten Zwangshaltung war er bei schlechtem Licht - verwendet wurden wahrscheinlich eine Tonlampe mit öl oder Kienspäne - und bei schlechter Luft ständig der Erdfeuchtigkeit ausgesetzt, die einem bis „unter die Haut" kriecht. Bei der Anwendung von Schlägel und Eisen für den Vortrieb entstand durch den Schlag auf das Eisen ein heller Klang, der sich dann noch mehrfach in dem engen Gang brach und so unweigerlich zu gra vierenden Gehörschäden führte. Der wahrscheinlich halb taube und von Rheuma geplagte Arbeiter mußte so durch viele Monate hindurch stets die gleichen Arbeitsabläufe verrichten. Die Begehung eines Erdstalls ist si cherlich nicht jedermanns Sache. Der Einstieg gähnt uns als finsteres Loch ent gegen, enge, niedrige, feuchte, lehmige Gänge empfangen den Eindringling. In gebückter Haltung oder auf Händen und Füßen kriechend oder aber gar auf dem Bauch robbend, durchquert man die stockdunklen Teile, die nur von der mit gebrachten Taschenlampe erhellt wer den. Wenn man sich durch eine „haut enge" Schlupfröhre zwängen muß, ist das Vertrauen an die Standfestigkeit des Erdreichs wichtig, um nicht von Beklom menheit und Platzangst befallen zu wer den. Beim Durchforschen dieser unter irdischen Stätten muß man sich mit Totenstille, Finsternis, Feuchtigkeit und Schmutz vertraut machen. Sollte trotz dieser Schilderung ein Leser den Mut aufbringen, einen Erdstall zu besuchen, so seien einige Hinweise an gefügt. Verlassen Sie bitte den Erdstall so, wie Sie ihn betreten haben. Nehmen Sie außer dem Erlebnis nichts aus dem Erd stall mit, hinterlassen Sie auch nichts - insbesondere keine Zerstörungen und Josef Weichenberger: Der Erdstal! von Oberalberting Nr. 4, Gemeinde Pfaffing (Oberöster reich). In: Der Erdstall, Nr. 11, Roding 1985, S. 51 ff. Josef Reitinger: Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich, Linz 1968, S. 95 und Abb. 71 auf S. 94. Oberösterreichischer Kulturbericht, Folge 24, 4. 12. 1959, S. 2 ff. Josef Weichenberger: Über den Bau von Erdstäl len - Erfahrungen, Vergleiche, Theorien. In: Der Erdstall, Nr. 12, Roding 1986, S. 45 ff.
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