OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

Direkt unter dem Einstieg 1 führt eine kreisrunde, senkrechte Schlupfröhre zu einem 0,8 m niedrigen Kriechgang, von dem ein Seitengang abzweigt, der ur sprünglich ebenfalls mit einem grol?en Stein abgeriegelt war. Beachtenswert ist auch, daß der Kriechgang vor der Schlupfröhre noch niedriger und schmä ler wird. Durch die zweite Schlupfröhre hochsteigend, kommen wir zum zweiten betonierten Einstieg. Auch hier führt ein Absatz zu einem Quergang, der jedoch am westlichen Ende verstürzt ist. 8.4 Bemerkungen Die Errichtung dieser Anlage dürfte von einem Bauhilfsschacht aus erfolgt sein. Nachdem die Grabungsarbeiten für den Erdstall abgeschlossen waren, wur de die Verbindung zu den Kriechgängen mit großen Steinplatten verschlossen und der Schacht verfüllt. Die erhaltenen Teile dieser künstlichen Höhle haben eine Gesamtlänge von 19 m. Sehr interessant sind auch die Funde von Tonscherben im Erdstall, die jetzt der Besitzer verwahrt. Es handelt sich um Weißhafnerkeramik aus dem 13. Jahr hundert". Die Erdställe zählen zu den histori schen Raritäten unserer Heimat und sind zudem interessante Belege von hoher kulturgeschichtlicher Bedeutung. Leider sind nur noch die Anlagen vom „Bauern hofer" in Bad Zell und „Wösner" in Münzkirchen im ursprünglichen Zu stand erhalten. Die Erdställe vom Lumerstorfer, Rudersböck, Plankenbergerhof, Feuchten Eck, Vatersam und Ober hauser sind nur zum Teil erhalten und können daher nicht in der Gesamtheit beurteilt und analysiert werden. Die typischen Bauelemente eines Erdstalls sind bei den beschriebenen Höhlen wie folgt nachgewiesen: Erdstall-Nr. lt. Beschreibung Senkrechter Einstieg mit Trittnischen 3, 5 Kriechgänge .... 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Gebückt begehbare Gänge 1,2, 3, 4, 5,6, 7,8 Sitznischen 2, 3, 5, 7, 8 Lichtnischen 2, 3, 5, 7, 8 Senkrechte Durchschlupfe 1,2, 5,6, 7, 8 Waagrechte Durchschlupfe 5 Sechs von den acht beschriebenen Erdställen besitzen mindestens zwei Eta gen, die durch senkrechte Schlupfröhren miteinander verbunden sind. Es könnte sein, daß dieser Typ - diese Art der Erd stallbauweise - eine bestimmte Entwick lungsstufe in der „Evolution" der Erd ställe darstellt. Die vergleichbaren älteren Anlagen wären demnach solche mit den kammerartigen Raumerweiterungen, de nen die stockwerkartige Anordnung fehlt. Solche sind z.B. die sogenannte „Flehlucka" bei Wartberg ob der Aist", der Erdstall von Oberalberting Nr. 4 (Ge- " Freundlicherweise bestimmt am 10.6.1984 von Dr. Josef Reitinger, Oö. Landesmuseum. " Eine Beschreibung mit Plan findet sich im Hei matbuch von Gallneukirchen, Freistadt 1982, S. 491 ff., und bei Josef Weichenberger: Drei neu bearbeitete Erd ställe in Oberösterreich. In: Der Erdstall, Nr. 13, Roding 1987.

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