OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 1

eingehauen sind, und kleine Stufen sind uns beim Abklettern behilflich. 3,5 m Höhenunterschied sind zu überwinden, um unten wieder festen Boden zu fassen. Wir stehen nun in einer von Menschen hand aus dem Erdreich ausgehauenen künstlichen Höhle. Drei Gänge führen nun weiter, einer nach links, einer nach vorne und einer nach rechts. Wir wenden uns dem linken Teil zu und gehen einige Schritte halb gebückt. Doch die Gang höhe wird niedriger und zwingt uns auf die Knie. An der Stirnseite des Ganges öffnet sich nun eine kreisrunde Röhre, die senkrecht nach oben führt. Zum Hoch klettern stemmen wir am oberen Röhren rand die Hände an und ziehen so den Körper nach. Den anschließenden, gut einen Meter hohen Gang durchkriechen wir am besten auf allen vieren, bis wir zu einer waagrechten Schlupfröhre kom men. Diese Engstelle zwingt dazu, uns so gar auf den Boden zu legen, um so durchzurobben. Danach wird der Gang wieder einen Meter hoch, und auf Händen und Knien bewegen wir uns vorwärts. Wir er reichen so eine gemauerte Rundkammer, die oben mit Brettern verschlossen ist. Vielleicht war hier früher ein zweiter Ein stieg oder aber ein Notausstieg. Somit ist das Ende dieses Teiles erreicht, und wir kehren wieder zurück zum Ausgangs punkt. Der rechte Gang, der eine rundbogige Decke besitzt, führt zu einem Schacht, von dem unten ein Gang ab zweigt. Mit einem Spreizschritt gelangen wir an die andere Seite und kommen nun zu einer Stelle, die ein aufrechtes Stehen ermöglicht. In die Wände sind Trittni schen eingehauen, was darauf hindeutet, daß auch hier eine Verbindung zur Ober fläche bestand. Weiter führt der Gang zu einem Kreuzungspunkt, an dem vier Gänge auf einanderstoßen. Das erweckt bei uns den Eindruck, daß der Erdstall labyrinthartig angelegt ist. Eine Fortsetzung mündet in eine Schlupfröhre, die senkrecht nach unten geht und mit dem Schacht beim Einstieg in Verbindung steht. Der andere Teil führt nach einer rechtwinkeligen Richtungsänderung zu einem Wasser loch. Der nächste Gang ermöglicht ein kurzes Stück lang fast ein aufrechtes Ge hen, doch schon zweigt nach rechts wie der ein niedriger Kriechgang ab. Dieser geht in eine senkrechte Schlupfröhre über, die wieder genau kreisrund ausge bildet ist. In der oberen Etage gabeln sich zwei Gänge, die an der Stirnseite jeweils drei Sitznischen besitzen. In den Nischen kann man tatsächlich halbwegs bequem sitzen, wenn man sich mit einer isolieren den Unterlage gegen die aufsteigende Feuchtigkeit schützt. 5.4 Bemerkungen Meiner Meinung nach ist dieser Erd stall der derzeit schönste und besterhal tene Oberösterreichs. Das bewog den Verfasser, mit zwei weiteren Höhlenfor schern in dieser Anlage einen „Überle bensversuch" durchzuführen. Es wurde getestet, ob es drei Personen möglich ist, 48 Stunden lang in einem verschlosse nen Erdstall auszuharren. Dieses unter „mittelalterlichen Bedingungen" durch geführte Experiment brachte wichtige Er kenntnisse für die Erdstallforschung". Auch die Medien berichteten aus führlich von diesem im deutschsprachi gen Raum erstmals durchgeführten Experiment". " Josef Weichenberger: Wurden die Erdställe als Zufluchtsanlage gebaut? Ein zweitägiger Über lebensversuch bringt neue Erkenntnisse. In: Der Erdstall, Nr. 11, Roding 1985, S. 24 ff.

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