hatten nur alle vierzehn Tage Ausgang, der aber nach Lust und Laune der Hausherrin gestrichen werden konnte. Diese Unterhaltungsromane erfüllten nun gerade in diesem Arbeitsleben die Aufgabe, sich wenig stens für Stunden mit Hilfe der Phantasie in ein be glückendes Dasein hineinzuversetzen und sich aller Repressalien zu entheben. Die nicht vorhandene Trennung von Wohn- und Arbeitsstätte verschärfte die psychische Situation der Dienstboten noch. Die vorhandenen Belege sind allerdings oft zwangsläufig negativer Natur. Betrachtet man al lein die vielen Leserbriefe, die an die zeitgenössi schen Dienstbotenzeitungen gerichtet waren und deren triste Schilderungen auf eine Art Sklavenhal tung der weiblichen Arbeitnehmer im Haushalt schließen lassen, so darf man nicht übersehen, daß Leserbriefschreiben oft als einziges Ventil der „Machtlosen" gilt, ihren Leidensdruck zu artikulie ren. Ein gutes Arbeitsverhältnis in diesen Briefen zu beschreiben, dafür bestand kein emotioneller Grund, es entsteht hier also sicherlich ein etwas ein seitiges Bild dieser Dienstverhältnisse. Die Arbeit basiert auf einer Dissertation bei Prof. Mitterauer am Institut für Sozial- und Wirtschafts geschichte der Universität Wien und es soll damit bewußt ein Kontrapunkt zur herkömmlichen Ge schichtsforschung gesetzt werden, die sich vorwie gend mit den historischen Daten der Oberschicht beschäftigt. Ein Buch einer Autorin, das sich mit dem Lesestoff einer vorwiegend weiblichen Arbeit nehmerschicht auseinandersetzt, ist aber ganz si cher auf für einen männlichen Leserkreis interes sant. Noch heute hat Trivialliteratur eine ähnliche Funktion bei ihrer fast ausschließlich weiblichen Le serschicht zu erfüllen und ist als deutliches Zeichen dafür zu werten, daß seit der Jahrhundertwende die Leserinnen auch heute noch dieselben Grundbe dürfnisse haben. Solange die Lebensumstände vieler Frauen sich nicht ändern, wird diese Art von Massenlesestoff immer Abnehmerinnen finden, die, nur weil sie sich ein paar schöne Lesestunden bereiten wollen, nicht abgewertet werden sollten. Elisabeth Schiffkom Hans Hochenegg: Bruderschaften und ähnliche re ligiöse Vereinigungen' in Dentschtirol bis zum Be ginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Schlern-Schriften 272). Innsbruck: Universitäts verlag Wagner 1984. 240 Seiten mit 75 Abb. ISBN 37030-0135-6 Der Autor, Jahrgang 1894(1), ist neben seinen zahlreichen Arbeiten zur Heimatforschung im Um kreis seiner Heimatstadt Hall in Tirol vor allem durch hervorragende Publikationen aus dem Be reich der Volksfrömmigkeitsforschung bekannt. Sein jüngstes diesbezügliches Werk behandelt für Deutschtirol die noch im vorigen Jahrhundert in ka tholischen Landen so bedeutenden religiösen Ver einigungen, soweit sie den „Bruderschaften" im weitesten Sinn zuzuordnen sind; „Kongregationen" — bekannt vor allem die Marianische K. — werden hier nur am Rande behandelt. Wesentliche Aufga ben der Confratemitäten waren die Förderung des sitthchen und religiösen Lebens, woraus sich u. a. eigene Andachtsformen entwickelten, und eine Art Sozialhilfe. Wenngleich das Bruderschaftswesen ins Mittelalter zurückreicht, fand es seine besondere Ausbreitung in der Gegenreformation. Der Titel dieser Bruderschaften ist häufig ein Spiegelbild der allgemeinen Frömmigkeitsgeschichte, so z. B. ent standen in Tirol die ersten Herz-Jesu-Bruderschaften Anfang des 18. Jahrhunderts, während die ebenfalls sehr häufigen Rosenkranz-Bruderschaf ten ins späte 16. Jahrhundert zurückreichen und die vielen Christenlehr-Bruderschaften — häufig an stelle älterer aufgehobener — erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkamen. Von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung waren die vielen Handwerker- und Schützenbruderschaften. In einer für das Wesen und die Bedeutung der Bruderschaften m. E. etwas zu knapp gehaltenen „Einleitung" wird u. a. die große wirtschaftliche Be deutung hervorgehoben, jedoch nur ansatzmäßig ausgeführt. Etwas ausführlicher werden die josephinischen Dekrete bezüglich der Aufhebung und Vermögensbeschlagnahme behandelt. Wertvolles Material hiefür wie auch Vergleich mit den Verhält nissen im übrigen Österreich hätte die umfangrei che Arbeit von Hans Hollerweger („Die Reform des Gottesdienstes zur Zeit des Josephinismus in Österreich", 1976) geboten. Was die wirtschaftliche und soziale Seite betrifft, muß auf die vom Autor zwar erwähnte, aber nicht mehr berücksichtige, da zur selben Zeit entstandene Dissertation von Mar kus Kramer verwiesen werden. Die eigentliche Arbeit Hocheneggs bestand in der mühsamen Auflistung der verschiedenen Bru derschaften in den einzelnen Pfarren, wobei zum leichteren Auffinden die heutigen Verhältnisse her angezogen wurden. Untergliedert werden diese ebenfalls nach den derzeitigen Diözesangrenzen, al so Bistum Innsbruck, Bistum Bozen-Brixen und Ti roler Anteil an der Erzdiözese Salzburg, ergänzt durch einige wenige deutsche Bruderschaften in Welschtirol (Erzbistum Trient). Neben dem Titel der Bruderschaft werden auch noch, soweit vor al lem in der reichhaltigen Sammlung des Autors ent halten, die dazugehörigen Bruderschaftszettel (Aufnahmediplome und Gebetszettel) genau be schrieben, weiters Einblattdrucke und Bruder schaftsbüchlein, wie sie vor allem in der Bibliothek
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